Pionier zu sein ist immer noch möglich: Gestaltung des European Divide Trails
Andy Cox ist ein moderner Pionier. Er mag nicht der erste gewesen sein, der ausgezogen ist, um zu einem Überlandabenteuer aufzubrechen, jedoch ist er einer von denjenigen, die dies zu ihrem Lebensstil, vielleicht sogar zu ihrer Mission gemacht haben. Und das Resultat? Nun, Andy ebnete den Weg zu den verlorenen, den vergessenen oder einfach den verlassenen Plätzen. Er hat einen Weg gefunden sein Bikepacking-Leben fast gänzlich an diesen Orten zu verbringen, die zwischen den Zivilisationen bestehen. Er befindet sich auf einer letzten Pionierfahrt, bevor er die Früchte seiner Anstrengungen mit Hilfe des European Divide Trail teilt.
Ein Gerücht besagt, dass eine Reise mit einem einzigen Schritt beginnt, und das mag in mancherlei Hinsicht wahr sein. Doch ist es die initiale Idee, der Plan, das Konzept und die Vision, mit denen alles wirklich anfängt. Einen großartigen Plan für ein Abenteuer zu haben, bedeutet ein wenig Abstand vom normalen Leben zu nehmen. Doch erfordert es Mut, den Plan auch in die Tat umzusetzen, wohlwissend, dass man ein mehr vorausschaubares Leben hinter sich lässt.
Als ich mein Zuhause in Wales verlassen habe und anfing vor mehr als 3 Jahren und 65 000 km Rad zu fahren, habe ich auch eine Route gesucht, der ich folgen konnte. Damals hatte ich nicht das Selbstvertrauen mir meine eigne Route zu suchen, jedoch hatte ich ein paar Kriterien:
- Nicht zu hart
- Meist abseits der Straße und meist auf Schotterpisten
- Meist ohne absteigen zu müssen trotz des beladenen Fahrrads
- Abseits der Plätze, die überfüllt sind und zu denen man offensichtlich zuerst fahren würde
- Keine sinnlosen Anstiege (Damit meine ich, wenn man einen Hügel auf Schotter umfahren kann, dann sollte man das auch tun, sofern die Strecke nicht viel länger ist, als die über den Hügel.)
- Die Schwierigkeit sollte in der Distanz und nicht im technisch schwierigen Fahren gesucht werden
- Man sollte ruhige Strecken oder verkehrsfreie Optionen wählen.
Um es in Kürze zu sagen: Es soll eine Route sein, die monatelang gefahren und gleichzeitig genossen werden kann, ohne dass man sich mittendrin wochenlang von ihren Strapazen erholen müsste.
Europa bietet eine Menge Bikepacking-Routen und das Potenzial für viele mehr. In der Tat hat Europa in vielerlei Hinsicht mehr Potenzial als die meisten anderen Orte auf diesem Planeten aufgrund folgender Tatsachen:
- Tausende Jahre einer kontinuierlichen Zivilisation
- von Land zu Land unterschiedliche Einreisebestimmungen, jedoch meist ziemlich nachsichtige für die Einreise per Bike
- verschiedene Kulturen und unterschiedliche Landschaften
- Europa ist relativ klein.
- gute Transportverbindungen
Ich fand, das was fehlte, waren einfachere und längere Routen. Als ich ein paar der etablierten Bikepacking-Routen während meines ersten Jahres fuhr, erkannte ich, dass sie immer weniger meinen Anforderungen entsprachen. Hiermit will ich nicht sagen, dass sie schlecht wären aber einfach nicht zu meinen Interessen passen, oftmals, weil sie zu hart sind oder zu viele sinnlose Anstiege bergen. Ich selbst brauche nicht in ein Geschäft zu gehen oder jeden Tag irgendwo an einer offiziellen Stelle zu schlafen, und wenn ich irgendwann einmal eine gewisse Höhe erreicht habe, dann mag ich es, diesen Höhenlevel für eine Weile zu halten, wenn das möglich ist.
Nachdem ich für geraume Zeit das Gefühl hatte, dass meine Ziele als Schotterpisten-Tourist nicht mit denen, die diese Routen planten, übereinstimmten, fragte ich Gleichgesinnte, was sie von den Routen, die sie fuhren, hielten. Viele von denen, mit denen ich gesprochen habe, beschrieben ähnliche Erfahrungen. Ich entdeckte, dass es eine Nachfrage nach diesen längeren Routen vorwiegend im Schotterpisten-Tourenstil gab, ähnlich wie bei der Great Divide MTB Route, die das Tour Divide-Rennen hervorbrachte.
Plötzlich ertappte ich mich dabei, wie ich auf ein leeres Blatt starrte… oder sollte ich sagen auf eine Karte ohne Notizen. Das war vorrübergehend beängstigend, bis ich auf die offensichtliche Lösung kam. Ich hatte einen großen Katalog von all den Routen die mich über drei Jahre in jede Richtung des Kontinents gebracht haben. Es war Zeit sie zu durchblättern und sie zu vergrößern, um Details anzusehen und wieder zu verkleinern, um das Gesamtbild zu betrachten. Können die Routen zusammengesetzt werden, um eine europäische Version der Tour Divide zu ergeben? Der springende Punkt hier war, etwas Neues zu schaffen, etwas das meinen Kriterien entsprach, aber auch etwas, das ich mit anderen teilen konnte.
Das Ganze in eine Nord-, Zentral- und Südsektion zu unterteilen, erschien mir sinnvoll. Der endlose Taiga-Wald im Norden mag per Satellit oder auf der Karte langweilig aussehen, doch wenn Sie einmal vor Ort sind, werden Sie überraschende Variationen des Fahrens erleben. Es gibt Berge, Täler unter den Bäumen.
Zentraleuropa ist als würde man eine Partie Vier Gewinnt spielen: Man stellt eine Route durch ein Flickwerk an Möglichkeit zusammen. Einspurige Pfade, dann Landwirtschaftswege, ein Waldweg, der in einem Weiler mündet und schließlich auf einen Radweg führt, der durch ein Feld verläuft und dann wieder in den Wald leitet. Das wiederholt sich, bis einem von den Drehungen schwindelig wird, erstaunt von der Vielseitigkeit der Orte, die man durchkreuzt.
Das Hochplateau des Südens verwandelt sich von struppigem Buschland in trockenes Farmland. Es geht durch Schluchten und Bergkämme, die etwas Magisches haben. Der Süden ist wilder als Sie erwarten würden, leerer als die Karten es darstellen und variantenreicher als die trockene Umgebung es zulassen dürfte.
Das Buch, das mich am meisten beeinflusste, hieß „Clear Waters Rising“ von Nicholas Crane. Es ist ein Reisebuch über eine Wanderung vom Cape Finisterre in Nordwest Spanien bis nach Istanbul, die der Autor in den späten 80er Jahren vollkommen auf sich alleingestellt unternahm. So benutzte er keine Fahrzeuge, auch keine Aufzüge oder Rolltreppen und auf gar keinen Fall Seilbahnen, als er den Mont Blanc im Winter bestieg.
Das Buch inspirierte mich dazu den Schritt zu wagen auf meine eigne Weise zu Reisen. Nun habe ich nach drei Jahren auf meiner Radreise quer durch Europa durch Versuch und Irrtum eine Menge gelernt. Um die Routen zu finden, die meinen Kriterien entsprechen, habe ich Orte besucht, zu denen andere Menschen nicht reisen und habe am Rande der Zivilisation gelebt. Jetzt ist es an der Zeit alles zusammenzufügen. Also habe ich versucht von Grense Jakobsely in Norwegen, das an Russland und die Arktische See angrenzt, bis zum Cabo St Vincente in Portugal an der Atlantischen Küste ein paar Highlights herauszufiltern, um eine Art Grundgerüst zu bilden, für das, was einmal der European Divide Trail wird.