Col de Turini: Nos montagnes à la carte #7

Die dichten Wälder des Col de Turini sind das Vermächtnis des unvorhersehbaren Wetters auf dem höchsten Anstieg in der Nähe von Nizza, der Heimatstadt von Café du Cycliste.

Kurz vor dem Gipfel dieser eng aufgereihten Serpentinen, die die Radfahrer den 1604 Höhenmetern näher bringen, kann man einen flüchtigen Blick auf die See erhaschen und die warme, feuchte, maritime Luft spüren, die stetig gen Inland zieht. Auf den Berg treffend, verursacht sie häufig Platzregen in den Hängen.

Durch seine bewaldeten Hänge fädeln sich zahllose Straßen und Wege. Manche sind so schmal, dass sie lediglich für Wildschweine und Rehe Platz haben. Im Herbst allerdings macht sich eine Armee von Menschen auf, welche von wildwachsenden Pilzen angezogen wird, die im feuchten, kühlen Schatten der Kastanien, Lärchen und Kiefern gedeihen. Einige der besten Chefköche wurden hier beim Pilze sammeln gesehen, die sie abends in den feinsten Restaurants der Riviera servieren.

In Piera Cava, dem Dorf auf den höchsten Flanken des Turini, feiert man das jährliche Pilzfestival, auf dem frisch gepflückte Delikatessen zusammen mit Wildschweinwürsten und dem örtlichen Wein angeboten werden.

Für Radsportler mag der Überfluss an Wegen zum Col de Turini verwirrend sein. Die Hauptrouten beginnen bei L’Escarène, ganz in der Nähe von Nizza, sowie Sospel und Lantosque. Aber fahren Sie doch über den Col Saint Roche oder über die Schotterstraße nach Le Moulinet, und Sie können immer noch zum Gipfel gelangen. Schnell ähnelt der Weg einem richtigen Labyrinth. Die zahlreichen Routen deuten auf einen höheren Zweck des Passes hin, einen Zweck der Tief in der Geschichte vergraben scheint…und höher muss man auch gelangen, um ihn zu begreifen.

Ungewöhnlich für einen alpinen Pass ist, dass Turini nicht die höchste Straße der Umgebung bietet. Fährt man nach oben, ist das erste, was man entdeckt, ein kleines Skiresort, und noch weiter oben zeigen sich die Gipfel des Authion Massivs.

Der Authion hat seinen höchsten Punkt bei 2082 Metern und besteht aus einer Serie miteinander verbundener Spitzen und kleiner Plateaus, gekrönt von zerstörten Forts und Bunkern.

Dank seiner Aussicht hoch über der italienischen Grenze, über zahlreiche Flusstäler hinweg und bis hin zum Col de Tende in der Ferne hatte der Pass der alten Salzstraße nach Turin eine enorme strategische Bedeutung. Kontrollierte man zu der damaligen Zeit den Pass, dann kontrollierte man die maritimen Alpen. Während der Kriege der französischen Revolution zwischen 1793 und 1794 griffen die französischen Soldaten die 14000 hier stationierten Savoyer Soldaten in mehreren Wellen an. Viele Angriffe wurden abgewehrt bis schließlich Authion einschließlich der umliegenden Region eingenommen wurden.

Die Ruinen der Festungen, die das Massiv einst beschützten, stammen aus dem 19. Jahrhundert, als dieser Teil der Alpen endgültig französisch wurde. Damals waren derart viele Soldaten in der Höhe stationiert, dass die Städte wie Pera Cave, La Bollène und Le Moulinet sich zu betriebsamen und gedeihenden Orten mit Märkten, Bars und Entertainment für die Vielzahl an Truppen wandelten. Jetzt ist es ruhiger, doch die beeindruckende Ingenieurskunst, die die Straßen zum Gipfel einst formte, ist geblieben.

Der östlichste Anstieg ist berühmt geworden durch die Monte Carlo Rally, insbesondere die Nachtetappe, die seit Jahrzehnten jeden Winter die schneebedeckten Wälder erleuchtet. Hier fand auch ein bemerkenswertes nächtliches Fahrradrennen statt. 2001 radelte eine Gruppe von fünf Freunden aus England die Strecke von Genua nach Cannes, um Geld für Leukämiekranke zu sammeln, nachdem ihre Lieben an Krebs erkrankten.

Sie kamen nach Einbruch der Dunkelheit erschöpft an der Spitze des Turini an, wohlwissend, dass sie weiterfahren mussten. Jedoch war die Abfahrt wegen der Haarnadelkurven in der Dunkelheit lebensgefährlich. In diesem Moment ließen sich jedoch tausende Glühwürmchen, die von der Wärmestrahlung des aufgeheizten Asphalts angelockt wurden, auf der Straße nieder und beleuchteten den Radfahrern ihren Weg ins Tal.

Die „Glühwürmchen Tour” (Firefly Tour), als die sie nunmehr bekannt ist, hat mehrere Millionen Pfund für die Krebsforschung einspielen können und findet nun jährlich statt.

Lesen Sie mehr darüber, wo wir fahren und über unsere örtlichen Anstiege in unserer Rubrik Berge à la Carte, oder besuchen Sie uns in Nizza und erleben Sie sie selbst.

Photography : Greg Annandale

Words : Max Leonard

UNSERE BERGE À LA CARTE