Die Vulkantour von Auvergne

Wussten Sie, dass Frankreich das Land der Vulkane ist? Nun, mehr als 1000 Vulkane, schlafend oder inaktiv, können in der Region Auvergne gefunden werden, einem Gebiet, in dem es pro Quadratmeter möglicherweise mehr Kühe als Menschen gibt. Wir sind mit unseren Bikes aufgebrochen, um diese Region zu erkunden, bewaffnet mit unseren Kameras, einem Zelt und einem Messer (ein unverzichtbares Utensil, um die Käsesorten der Auvergne schneiden zu können).

Unsere Route führt uns durch Orte, die wir fotografieren wollen und zu Freunden, die wir sehen wollen. Der Umriss der Route ähnelt kaum etwas anderem, allerdings sind 670 km und insgesamt 10440 Höhenmeter zu überwinden. Wir werden für die nächsten sieben Tage hauptsächlich auf Vieh und Traktoren treffen.

Wir brechen von Brive-La-Gaillarde im Südwesten Frankreichs auf, und unser erster Aufenthalt ist in Corrèze, einem Dorf das im Département Corrèze liegt und durch das auch der Fluss Corrèze fließt. Wir befinden uns im Zentralmassiv und die Architektur ist schlicht, allerdings haben die Grauen Steinhäuser dicke Außenwände, die den harschen Wintern widerstehen. Unser Freund Justin, ein Radsportler, Bäcker und ehemaliger Einwohner von Paris, verließ die Hauptstadt, um sich hier niederzulassen. Wir entdecken seinen Abenteuerplatz, der aus einer gepflegten Mischung aus traditionellen Dörfern, Wasserfällen, Wäldern, dem Causse Corrézien (einer Naturregion), den Schluchten der Dordogne und den nahen, beinahe verlassenen Straßen besteht.

Das Leitmotiv unserer Reise hätte „Niemandsland“ sein können. Wir fahren stundenlang ohne auf eine einzige Menschenseele zu treffen, und die Panoramen und die Wildnis scheinen nur für uns da zu sein. Wir kehren in die Zivilisation zurück, um Vorräte zu finden, damit wir weiterfahren können, und so füllen wir unsere Reserven auf, bevor wir wieder zu einem kleinen Weg zurückkehren, der sich um die antiken Vulkane schlängelt, die auch als „Puys“ im Zentralmassivs bezeichnet werden.

Die Wälder wirken wie verzaubert, mit all ihren Kiefern, Eichen und den anderen sich windenden Bäumen. Die Reise von einem Platz zum nächsten wird von unterschiedlichen Kuhzüchtungen markiert, die friedlich auf flachen Ebenen grasen. Die erste Züchtung, der wir begegnen sind Limousin-Rinder, die haselnussfarben sind. Sie werden von rüstigen Salers-Kühen abgelöst, die eher einen dunklen Mahagoniton aufweisen. Schließlich finden wir in Cézallier Aubrac-Rinder, die schönsten von allen mit ihren großen Augen, die schwarze Ränder haben, als ob sie mit Kajalstift gezogen wären. Sie stellen ihr gelbbraunes Fell zur Schau.

Es ist Anfang August, aber es fühlt sich wie Oktober an, denn es regnet, es ist kalt, und selbst die Einheimischen empfinden das Wetter als „außergewöhnlich“ in der schlechtesten Weise, wie man dieses Wort deuten kann. In dem kleinen Dörfchen Marcenat können Sie das einzige Café meilenweit finden. Es ist noch immer im Stile der 50er Jahre dekoriert. Sein Besitzer sagt voraus, dass die Temperaturen besser werden, da diese Nacht Neumond ist. Das trifft allerdings nicht ein.

Wir sind jedoch nicht unglücklich über das herbstliche Wetter. Für Fotografien gibt es nichts Schlechteres als den großen blauen Himmel im Hochsommer. So gesehen werden wir von grauen Wolken, nassen Wegen und Regenjacken die im Wind flattern verwöhnt. All dies verleiht jedem Foto einen epischen Touch.

Der Höhepunkt unserer Reise soll der Anstieg zum Puy Mary werden, einer der höchsten Gipfel der Monts du Cantal mit einer Höhe von 1783 m. Wir starten trotz zeitweisem Regen und erklimmen den Col de Serre, der uns zum Puy führt. „Sie können dort oben nichts sehen“, sagen uns die Ortsansässigen, „der Gipfel steckt in den Wolken.“ Also dann Puy Mary, auf ein anderes Mal. Wir drehen ab und schlagen den Weg ein, der langsam über mehrere dutzend Kilometer bergab zum Dorf Dienne führt. Das Panorama ist großartig – die grünen Berge entfalten sich entlang einer unsichtbaren Linie, die unserer Route zu folgen scheint.

Wir kommen in Allanches an, dem letzten Dorf für eine Weile, das gleichzeitig am Zugang zu Cézallier, einer vulkanischen Hochebene zwischen dem Massiv des Monts Dore und den Monts du Cantal, liegt. Dies ist sicherlich eines der bestgehüteten Geheimnisse der Radsportwelt. Es ist himmlisch, hier entlang zu fahren, mit niemandem um sich herum, in unglaublichen Landschaften, die hauptsächlich aus hohen Weiden mit Herden von Salers-Kühen, die hier im Sommer grasen, aus nassem, morastigem Land sowie aus Mooren voller Heidekraut und Enzian bestehen. Wir ertappen uns dabei, wie wir von den kargen Steppen der Mongolei tagträumen.

Die kleine Stadt Massiac, die wir nach einer langen Talfahrt von der Hochebene erreichen, markiert das Ende dieser Einsamkeit. Die Stadt deutet den Anfang der landwirtschaftlichen Ebene von Limagne an, die sich zwischen dem Chaîne des Puys im Westen und dem Monts du Forez im Osten erstreckt. Auf wiedersehen Murmeltiere, Raubvögel und Heidelbeeren! Hallo Weizen, Mais und Weinreben der Côtes d’Auvergne.

Wir klettern wieder zurück hoch zum Chaîne des Puys, betrachten die mittelalterlichen Dörfer die an seinen Seiten befestigt sind und schließlich treffen wir auf Radwanderer, die herunter zu den atemberaubenden Schluchten von Monne fahren wollen.

Wir genießen diese letzten Anstiege und Abfahrten, die immer raffinierter werden jedoch immer niedriger. Wir fahren an Fußgängern vorbei, die Körbe voller Pfifferlinge tragen und sich über ihre hervorragende, frühe Sammlung freuen. Die Bauern arbeiten unermüdlich und mähen Heu bis zum Sonnenuntergang, wobei ihnen endlich das Sommerwetter zu Gute kommt. Nun also ist die Mond-Vorhersage des Café Besitzers wahr geworden.

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