Die Alpe d’Huez – Die Berge der Welt Nr. 6
“Dies ist ein reichhaltiger Hang!“, waren die Worte, die von den Römern überliefert wurden. Reinstes Kupfer- und Zinkerz aber auch Kohle wurden hier in einer risikobelohnenden Unternehmung untertage abgebaut, die manchmal tödliche Lawinen auslöste, die die steilen Hänge herunterstürzten.
Übertage wurde Alpe d’Huez schnell ein beliebter Wintersportort. 1936 richtete man hier eine erste Version eines modernen Skilifts ein. Also hielten der Radsport und die Tour de France erst spät ihren Einzug an diesem Ort. Es ist nur schwer vorstellbar, dass erst 20 Jahre Später der Grande Boucle diesen vielleicht berühmtesten Anstieg in seiner Geschichte erreichte.
Die Industrie und der Tourismus führten zur Ingenieurskunst. Es ist anscheinend der Weg des Menschen zumindest gerade diesen Berg zugänglich zu machen: 21 Haarnadelkurven, die über 13,2 km hin und herführen bei einem durchschnittlichen Steigungsgrad von 8,1 %.
Im kommenden Sommer werden jede Biegung, jeder Kilometer und alle Strecken zwischen den Spitzkehren von den farbenfrohen Radsport Jerseys angeregt und begeisterte Stimmen aus weit entfernten Orten wie Australien und Russland zu hören sein. Die Straßenbaukunst wird durch das Radrennen in ein Monument verwandelt.
Wie das Stilfser Joch beim Giro d’Italia hat die Beziehung zwischen Alpe d’Huez und der Tour de France 1952 mit einem Etappengewinn von Fausto Coppi angefangen. Seitdem, besonders aber seit den 70ern, hat sich dieses kleine, alpine Dorf auf der Radsportkarte seinen festen Platz verdient.
Jede Biegung hat ihre eigne einzigartige Geschichte. Sie erhalten Namen von Etappensiegern (manche auch zwei). Man weiß, wo sie ihre legendären Attacken begonnen wurden. Die siebte Kurve ist auch als die niederländische Ecke bekannt. Es schein fast so, als würden die Fahrer aus den Niederlanden ein Stückchen der Alpen für sich beanspruchen, um den Mangel an Anhöhen ihres Landes zu kompensieren.
Den Rekord des schnellsten Anstieges hält Marco Pantani, der 1997 die Bergstation in lediglich 37 Minuten und 35 Sekunden erklomm und die Etappe gewann. Das Podium an diesem Tag bestiegen neben Pantani Jan Ullrich und Richard Virenque und ihre Zeiten zählen zu den Top 10 aller Zeiten. Diese besondere Auflage der Tour galt als diejenige, die am meisten „leistungs-verbessert“ war…
Diejenigen, die ihre Zeit registrieren lassen wollen, sollten mit Respekt starten und früh am Tag anfangen, um der Hitze und den Massen zu entgehen. Die ersten paar Kilometer sind besonders schwergängig, und es braucht Zeit, um seinen Rhythmus zu finden.
Erlauben Sie sich selbst von einem nostalgischen Gefolge zu träumen, und stellen Sie sich all die unglaublichen Kämpfe vor, die auf dieser Straße stattgefunden haben. Zählen Sie die Haarnadelkurven rückwärts, von 21 bis 0 – Armstrong hier, Schleck oder Sastre da.
Das Dörfchen Alpe d’Huez ist sicherlich nicht das schönste, verglichen mit anderen Skiresorts in Frankreich. Allerdings ist es weniger touristisch und hat eine erstaunliche Radsport-Atmosphäre. Jeder ist begeistert und freundlich. Es gibt kein Gefühl der Rivalität, und die Menschen tauschen ihre Erfahrungen bei einem Kaffee aus und diskutieren die weiteren Pläne des Tages.
In dieser herrlichen Mischung aus Nationalitäten sind alle einfach nur durchs Fahrradfahren miteinander verbunden.
In der Saison kommen rund 1000 Radsportler pro Tag auf den Berg. Die Analogie, dass diese Radsportler hier sind, um in der reichen Geschichte dieses Bergvelodroms zu graben ist offensichtlich und unausweichlich.
Beurteilen Sie dies oder genießen Sie es einfach, und wenn Sie den zweiten Espresso getrunken haben, machen Sie sich bereit für die kurvige Talfahrt. Dieses Mal empfiehlt es sich von 0 bis 21 zu zählen - Conti hier und Hinault da.
Lesen Sie mehr über die bedeutendsten Anstiege rundum die Welt in unserer Rubrik:Montagnes du Monde.
Fotografie & Video : Karol Jaworski