Riviera Gravel # 6 – Mont Férion
Unten am Berg gibt es einen Pferdehof, es folgen weite, offene Strecken mit Aussichten bis zur Küste, Haarnadelkurven, durchschnittene Felsen, Hirten mit ihren Herden, eine Kapelle und eine Wachstation am Gipfel. Zu alledem kommt noch, dass man den Berg von drei Seiten erklimmen kann. Deswegen bezeichnet Kong Fùfù ihn als unsere Gravel-Version des Mont Ventoux und wählt den Férion als seinen Wintertrainingsplatz.
Der Mont Férion bietet ein magisches Off-Road-Erlebnis, das man von Nizza aus mit dem Bike erreichen kann.
Die DFCI Waldwege wurden hier am Berg angelegt und verbinden die Stadt Levans im Westen mit Coaraze im Osten. Über die Baisse de la Minière ist auch Duranus im Norden angeschlossen.
Der 10,46 km lange westliche Anstieg ähnelt wirklich einem Klettervergnügen wie bei einem Klassischen Bergpass, nur dass man hier auf Gravelfährt. Der Start von Levens aus könnte nicht besser sein – er liegt neben einer Boulangerie, einer Bäckerei. Also können Sie auftanken oder Gebäck einpacken, bevor Sie den Anstieg in Angriff nehmen. Die Route beginnt auf der anderen Straßenseite auf einer Spur, die auch als Stadtgrenze dient, bevor sie sich gabelt. Gerade vor dem Reitzentrum zweigt der DFCI Waldweg nach links ab.
Die doppelspurige Strecke verläuft nach Norden. Zwischen Tannenbäumen können Sie bereits Blicke auf den Gipfel des Madone d’Utelle erhaschen, bevor Sie in Richtung Osten abbiegen und die Hauptstrecke des Berges in Angriff nehmen.
Für diese Gegend ist der Untergrund relativ kompakt und die Reifen können leicht auf ihm rollen. Der Waldweg führt für über ein paar Kilometer direkt an der Seite des Berges nach oben und bietet Aussichten zurück auf die Stadt, die man vor etwa 15 Minuten verlassen hat. Es zeigt sich das für die hiesigen Dörfer typische Flickwerk aus Lehmziegeln auf den Dächern. An klaren Tagen kann man bis auf die Baie des Anges herabsehen. Dies sind die Geschenke von Riviera Gravel.
Wenn man anspruchsvolle Gravel-Radsportler fragt, was besser ist als die Serpentinen der klassischen Anstiege, werden sie Ihnen eine einfache Antwort geben: „Gravel-Serpentinen!“ Die gleiche Straßenbaukunst, gleiche Zielsetzung, nur eben ein anderer Belag und ein anderes Gefühl. Man erfährt diese große Zufriedenheit, wenn man einen Satz Spitzkehren mit losem Untergrund durchfährt und diese anderen Aussichten erhält, die die 180-Grad-Kurven bieten. Dies lässt natürlich auch den Fortschritt weniger schwierig erscheinen, was sehr wichtig ist, wenn man zum ersten etwas sandigeren Abschnitt des Mont Férion gelangt, der Sie Energie kostet.
Wenn man die westliche Seite hinauffährt, ist da noch diese eine Haarnadelkurve übrig, die durch den Berg schneidet. Danach führt die Strecke durch den Wald und man erfährt etwas Erleichterung durch eine falsche Ebene, während der Weg kurz um die Nordseite des Massivs verläuft. Hierauf folgt der Col du Dragon, der Drachenpass…Nein, das ist kein Playstation Spiel, das ist Abenteuer-Radsport.
Wenn Sie zum ersten Mal auf dem Mont Férion sind, mag Ihnen vergeben werden, wenn Sie denken, dass der Col de Dragon das Ende Ihrer Anstrengungen bedeutet. Eine kurze, schnelle Abfahrt in einen Talkessel heißt leider auch, dass man wieder herausklettern muss, allerdings durch mehr Sand, während man ironischerweise in den Süden in Richtung Mittelmeer fährt. Die große offene Spitzkehre ist die letzte Kurve vor der finalen Strecke zum Gipfel. Halten Sie an der Ecke an, und klettern Sie auf den Hubschrauberlandeplatz des Wasserreservoirs für eine Panoramaaussicht über die Gipfel bis herunter zum Meer. Wenn Sie zuvor in dieser Gegend gefahren sind, können Sie nach dem Col Saint-Roch, dem Col de Braus, dem Col de la Madone und dem Col d’Èze, Ausschau halten, um nur wenige zu nennen.
Nach dieser kurzen Pause verbleibt noch ein Kilometer bis zur Chapelle Saint Michel des Cédres. Von hieraus sind es nur noch 20 Meter bis zur sprichwörtlichen Kreuzung der Entscheidung, an der Sie die Wahl haben, entweder weiter zum absoluten Gipfel zu aufzusteigen oder nach Coaraze herunterzufahren. Allerdings MÜSSEN Sie vom Weg abfahren, um die Kapelle zu besuchen, die zwischen jahrhundertealten Zedern und Kiefern nistet. Wenn Sie der Vorderseite des Gebäudes den Rücken zuwenden, schauen Sie herab auf den von Menschen gefertigten Boulevard von majestätischen Bäumen, die zu diesem religiösen Platz führen, und versuchen Sie, nicht beeindruckt zu sein. Hierhin findet eine jährliche Pilger-Wanderung statt. Jeden Sommer versuchen wir diese zu einer zumindest monatlichen Fahrt zu machen.
Wenn religiöse Erfahrung nicht gerade das ist, wonach Sie suchen, können Sie 200 weitere Meter nach oben auf den Wachturm der Bergspitze klettern. Er wird als Wetterstation genutzt und um Waldbrände in den heißen Sommermonaten auszumachen. Folglich hat man hier eine 360 Grad-Panorama-Aussicht über die Region.
Danach bleibt nur noch der Abstieg über die westliche Seite mit seinen Aussichten über die Berge, die zur italienischen Grenze führen.
Sie gelangen zur Baisse de la Minière. Hier laufen alle drei Pisten des Mont Férion zusammen. Fahren Sie nach linksunten und Sie werden möglicherweise auf die Hirten oder ihre Kühe und Schafe unweit der altertümlichen Mine treffen. Über die Serpentinen des Col Saint Michel ragen die Ruinen des altertümlichen Dorfes Roca Sparviera, das über Jahrhunderte eine Rolle in einer blutigen Familienfehde gespielt hat und zum Opfer einer Serie von Epidemien und ein paar vernichtenden Erdbeben wurde. Vielleicht sollten Sie sich nur dahinbegeben, wenn Sie glauben, dass Ihnen das Glück hold ist.
Die sicherere Option ist zu dem auf einem Hügel thronenden Dorf Coaraze herunter zu fahren. Die Straße für diese Talfahrt trägt den Namen „Route de Soleil“. Nachdem man den Mont Férion erklommen hat, ist das eine willkommene Atempause. Auf ebenem Asphalt und über geschwungene Kurven geht es zurück ins Tal für die Rückfahrt nach Nizza.
Lesen Sie mehr über die weniger befahrenen Strecken, die Nizza umgeben, unter unserer Rubrik Riviera Gravel.