Col de Tende: Nos montagnes à la carte #3

Alpe d’Huez ist bekannt für seine 21 Spitzkehren, Haarnadelkurven oder Serpentinen – nennen Sie sie, wie Sie möchten. Der Passo dello Stelvio besitzt 48 von diesen, im Französischen mitunter als „Lacets“ bezeichneten, engen Kurven auf der klassischen, vielfotografierten, östlichen Seite. Jedoch sind diese auf ihren 16,5 Kilometern gänzlich asphaltiert. Der Col de Tende schafft die gleiche Anzahl in nur 7,4 Kilometren, und, wahrhaftig, wenn Sie einen guten Kilometer vor dem Tende-Tunnel abbiegen, können Sie 17 weitere hinzuzählen und kommen somit auf eine schwindelerregende Gesamtanzahl von 65 Spitzkehren. Hierzu kommt, dass die letzten 4km einen Schotterbelag haben.

Wenn Sie lieber jenseits der vielbefahrenen Strecken unterwegs sind, werden Sie den Col de Tende mögen.

Schon auf Fotos wird ersichtlich, dass der Col de Tende etwas ist, das es sich zu erkämpfen lohnt.

Nur 40 km Luftlinie von der Küste entfernt wurde die Strecke noch zu Römerzeiten von Ligurischen Stämmen genutzt, die sich in Tende ansiedelten. Die Stadt wurde reich und mächtig und kontrollierte den Pass im Mittelalter. Sie war Schlüsselpunkt für den Salzhandel zwischen dem Adel von Savoyen und der Küste. Das Haus Savoyen war eine der ältesten und mächtigsten royalen Familien Europas, die die Alpen von Turin aus seit Anfang des 11. Jahrhunderts regierten.

Das Salz war eines der wertvollsten Güter dieser Zeit und kam die Küste entlang aus Camargue und Hyéres. Es war in der Tat so wertvoll, dass die Salzroute als erste im 18. Jahrhundert ordentlich befestigt wurde.

In ihrer Blütezeit waren mehr als 55000 Maultiere auf der „Route du Sel“ auch bekannt als „Via del Sale“ (oder als „Real Strada“, die „royale Route“) im Einsatz, und die Maultiere in Tende waren als die stärksten bekannt. Aus gutem Grund:

Am Ende des Royatals erhebt sich die Passstraße am beinahe vertikalen Felsen bis auf 1871m, wo sich der Pass und die italienische Grenze heute befinden.

Nachdem sich Italien im 19. Jahrhundert formierte, lebten mehr als tausend italienische Soldaten in den Kasernen und bemannten die Festungen an der Bergspitze.

Im zweiten Weltkrieg war das gesamte Tal mit Betonbunkern, Geschützstellungen und Maschinengewehrnestern befestigt, die sämtlich nach Westen in Richtung Frankreich zielten. Heute ist das gesamte Tal ruhig, und man empfindet es nahezu als Niemandsland. Tende gehörte seit 1947 zu Frankreich, erscheint jedoch noch immer wie eine etwas andere Stadt.

Die Ortsansässigen kümmern sich immer noch um die Terrassenfelder oberhalb der abgelegenen Dörfer, und Viehherden grasen in Grüppchen auf Weiden unter dem Vallée des Merveilles, dem Tal der Wunder, wo tausende Gravuren eines Stier-verehrenden Kults aus der Bronzezeit zu finden sind.

Tendasque nennt man den örtlichen Dialekt. Beim örtlichen Schäferfestival werden mehr italienische Produkte als französische angeboten.

Auch die spaghettiartigen Kurven der Passstraße sind heutzutage ruhig.

Der 3km lange Tende Tunnel wurde 1882 erbaut und leitete den Verkehr vom oberen Teil der Straße weg. Damit ist die Passstraße für den abenteuerdurstigen Radsportler der perfekte Ort, um dem Alltag zu entrinnen.

Lesen Sie mehr darüber, wo wir fahren und über unsere örtlichen Anstiege in unserer Rubrik Berge à la Carte, oder besuchen Sie uns in Nizza und erleben Sie sie selbst.

Photography : Greg Annandale

Words : Max Leonard

UNSERE BERGE À LA CARTE