Col de la Bonette: Nos montagnes à la carte #2

Gehen Sie mit der Behauptung über Bonette nicht zu hart ins Gericht, die man auf Wegweisern entlang der Aufstiege von Jausiers im Norden und Saint-Étienne-de-Tinée im Süden lesen kann. – Die Behauptung, dass hier die höchste Straße in Europas läge.

Es gibt ein paar asphaltierte Straßen die höhergelegen sind.

Es ist aber doch die höchst gelegene Strecke zwischen zwei Tälern (also eine Straße die tatsächlich irgendwo hinführt), solange man gelten lässt, dass es nicht geschummelt ist, dass die Cime de la Bonette um die Bergspitze herum- und nicht etwa direkt über den Pass führt.

Schauen Sie lieber auf den Fluss Tinée, an dieser Stelle nichts weiter als ein Bach mit klarem Wassers, das durch ein hochgelegenes Tal fließt, welches mit seiner Schönheit den anderen nördlicheren Alpentälern Konkurrenz macht.

Betrachten Sie die kleinen weißen Blütenblätter der alpinen Gänseblümchen auf den Wiesen, die für ein paar kurze Wochen nach der Schneeschmelze ihre Ockerfarbe und ihre welke Haltung verlieren, um in einem festlichen, gleißenden Grün zu erstrahlen.

Beobachten Sie die Schafe, die ihrem Schäfer über die Pferchen oberhalb der Baumgrenze folgen.

Verweilen Sie einen Moment an der Spitze der Cime, dieser dunklen Pyramide mit seinen 15%igen Steigungen, die jegliche noch verbleibende Luft aus den Lungen saugen, und gehen Sie hinauf auf die höchste Bergspitze. Dort, auf 2859m Höhe, werden Sie ein gemaltes Panorama sehen, das jeden Gipfel um Sie herum benennt. Lauschen Sie den Glocken der Herden zu beiden Seiten des absinkenden Bergkamms. Die einen kommen von Weiden auf den hohen Alpen, die anderen von tiefer in Richtung Mittelmeer gelegenen Wiesen.

Erblicken Sie die Überreste der großen Forts, die das große Tarmac-Band schützten und stellen Sie sich das Leben der Soldaten hier oben im Winter vor - als sie Bretter zwischen die Dächer der Baracken warfen um Tunnel-Gehwege unter dem dicken Schnee zu errichten. Ihre Vorräte erhielten sie per Seilwinde aus Bousiéyas, einem mehrere hundert Meter tiefergelegenem kleinen Dorf.

Die Straße des Bonette wurde von Napoleon III errichtet, als Nizza und die umliegende Grafschaft von den Italienern an die Franzosen 1860 übergeben wurden.

Mit der Zusicherung die „Route Impériale“ zu errichten machten die Franzosen klar, dass sie Nizza, das Juwel am azurblauen Mittelmeer, schützen würden und, dass dieser Teil der Welt niemals mehr von den Italienern bedroht werden würde.

Sehen Sie sich die Betonklötze der Bunker aus dem 2. Weltkrieg an, die ebenfalls die Straße und die Pässe zur Grenze schützten. Hier realisiert man, dass das Schaffen eines Menschen begrenzt ist, wohingegen die Existenz des Berges schier unendlich erscheint.

Finden Sie, falls Sie es schaffen, den versteckten Weg zum Col de la Moutière, und nehmen Sie es mit der harten Schotterpiste von Moutière bis hin zur Spitze auf. Fahren Sie danach wieder herunter in die Welt der Hitze und der Gerüche, wo die beste Pizza der Welt auf Sie wartet.

Und jetzt begreifen Sie, falls es Ihnen bisher noch nicht aufgefallen sein sollte, dass dies einer der besten Anstiege in den Alpen ist, egal wie hoch er auch sein mag, und dass die besondere Höhe mehr Zeit lässt den Charme des Col de la Bonette zu schätzen.

Lesen Sie mehr darüber, wo wir fahren und über unsere örtlichen Anstiege in unserer Rubrik Berge à la Carte, oder besuchen Sie uns in Nizza und erleben Sie sie selbst.

Photography : Greg Annandale
Words : Max Leonard

Nos montagnes à la carte