AUF MONT-BLANC-GRAVEL-TOUR MIT ÉTIENNE HUBERT

Tokyo liegt jetzt hinter mir. Die Olympischen Spiele verlangen Monate der Vorbereitung einhergehend mit strengen Restriktionen – Wochen und Monate der Selbstaufopferung. Mit den Ergebnissen habe ich nicht wirklich gerechnet, jedoch konnte ich mal wieder Neues daraus lernen. Paris 2024 werden zweifellos meine letzten Olympischen Spiele werden. Ich weiß, dass ich noch immer besessen davon bin, mich mit Haut und Haaren dafür hinzugeben und zu gewinnen. Folglich werde ich alles dafür tun, um an den Spielen teilnehmen zu können.

Aber gerade jetzt habe ich ein Verlangen nach weiten offenen Plätzen. Nach den letzten paar Trainingsmonaten und den in Japan verbrachten Wochen, ist es für mich unmöglich, zurück zum normalen Leben zu kehren, ohne so richtig in die freie Natur einzutauchen, um wieder Bezug zu den einfachsten Dingen im Leben zu erhalten. So werde ich mich für ein paar Tage anstrengen, jede Schwierigkeit zu bewältigen, auf die ich treffen werde.

Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc

Schon lange habe ich über eine Mont-Blanc-Gravel-Tour nachgedacht. Ich habe Recherchen über Routen angestellt und Geschichten über sie gesammelt. Als Kartenfanatiker habe ich sie förmlich seziert, um sie schließlich zur besten Route zusammenzusetzen. Für mich ist der ideale Routenplan, der, der über so viele Pässen wie möglich führt und der von den befestigten Straßen abweicht, jedoch in der Nähe der Pässe bleibt. Gravel-Touren müssen allerdings immer noch fahrbar sein, so dass das Epische nicht in eine epische Tortur ausartet. Ich gebe mir für die Tour 3 Tage Zeit. Die Zeitfrist muss realistisch sein und auch berücksichtigen, dass die Tage Anfang Oktober bedeutend kürzer geworden sind.

Ich machte mich auf die Suche nach Freunden, die mit mir die Mont-Blanc-Tour bestreiten wollten. Zusammen mit Freunden für diese Art von Erlebnissen verwandelt sich diese Sport- und Naturaufgabe in eine richtige Party. Bei Patrick, der in der Mont-Blanc-Region lebt, brauchte ich nicht lange, um ihn zu überzeugen. Er war gerade von der gleichen Tour zurückgekommen, nur eben auf Straße. Deshalb verleitete ihn sein Wunsch nach etwas Originellerem und stellenweise auch Gefährlicherem stark. Also machten wir uns auf den Weg.

Wir packten leicht, und ich schmiss meine gewöhnlichen Prinzipien über Bord, wie zum Beispiel mit vollkommener Selbstständigkeit zu fahren, alles für meine Mahlzeiten und Übernachtungen selbst mitzunehmen – mit anderen Worten nur das Nötigste zu packen. Dieses Mal reservierten wir ein paar Nächte in kleinen Hotels, die noch zu Ende der Saison geöffnet hatten. Ich hoffe, dass ich mich nicht zu sehr verhätschle, denke aber, dass es nicht so ist.

Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc

Während der gesamten Tour stellte ich mir vor, mit etwas mehr Ausrüstung zu fahren, und mein Lager aufzuschlagen, wo auch immer der Weg mich hinführte. Zugegebener Weise hätte das Set-Up meines Rades etwas anders sein können. In gewissen Sektionen hätte ich Räder mit gutem Federweg anstelle unserer halbstarren Gravel-Bikes vorgezogen, die oft allzu stark in Anspruch genommen wurden.

Bezüglich der Route, so planten wir eine Strecke von 220 km mit insgesamt 7500 Höhenmetern innerhalb von 3 Tagen zu bewältigen. Das Wetter sollte sich am letzten Tag verschlechtern, doch in Wirklichkeit hatten wir ideale Bedingungen für diese Reise. Der Regen, der am letzten Tag erwartet wurde regte eine Art Debatte an. Wir sprachen mit Wanderern und anderen Radsportlern auf elektrischen Mountainbikes, die wir trafen.

Die Leute, die das Glas eher halbleer sehen, versprachen uns die Hölle auf Erden bezüglich des Wetters und des Berggeländes, das uns erwartete. Die Leute, die das Glas eher als halbvoll betrachten, sagten uns bestmögliche Bedingungen voraus. Man sollte immer auf die Optimisten hören. Diese Art von Leuten helfen uns im Leben weiterzukommen. Wir hatten bestes Wetter und das schlimmste Gebirgsgelände ließ uns lächeln.

Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc
Etienne Hubert – Mont Blanc

Wir erfüllten unser Ziel, täglich 2500 Höhenmeter zu schaffen, manchmal sogar ein bisschen mehr. Bei jeder Gelegenheit entschieden wir uns für die Off-Road-Option, auch wenn sie sehr schwierig zu fahren war. Wir schoben, wir trugen, wir fielen auch hin, allerdings standen wir immer wieder auf. Es war nicht allzu schlimm. Am zweiten Tag schafften wir nur 14 km bis 13:00, deshalb mussten wir 70 Kilometer am Nachmittag bewältigen, denen eine ziemlich gefährliche Talfahrt in der Dunkelheit entlang der Strecke von Cormet de Roselend nach Beaufort folgte.

Wir nahmen uns Zeit die Umgebung zu betrachten, zu beobachten, wertzuschätzen und Leute zu treffen. Das ist es, was ich an dieser Art von Abenteuern so mag, und das ist es, warum ich niemals zögere auch allein zu fahren, wenn niemand mit mir kommen will: Die Leute, die man trifft, sind immer großartig und enttäuschen einen nie. Um auf eine Reise wie diese zu gehen, bedeutet, dass man bereit sein sollte und offen dafür, Menschen zu treffen. Das klappt immer.

Ich habe noch viele Projekte im Kopf: Abenteuer mit dem Rad, auf Langlaufskiern oder mit dem Kajak.
Ich denke sogar darüber nach, mehrere dieser Beförderungsarten in einem Erlebnis zu vereinen. Ich tendiere wirklich dazu, in diesem Winter den Radsport mit Skilanglauf zu kombinieren. Ich werde damit beginnen, ein geeignetes Terrain für diese Idee auszusuchen. Eine Neue Geschichte der Wohnwagen-Truppe wird kommen!

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