Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Der in Palma geborene Ingenieur Antonio Parietti wusste es nicht. Genauso wenig wusste es die Mehrheit tausender Radsportler, die die balearische Insel Mallorca jedes Jahr besuchen. Allerdings sind sie Gleichgesinnte: Liebhaber der Natur und Befürworter guter Wege.

Wir Radsportler sind Parietti zu Dank verpflichtet, für eine der am besten ausgebauten, asphaltierten Strecken Europas: Sa Calobra.

Sa Calobra: Montagnes du monde #1
Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Nachdem Parietti in Madrid seinen Hochschulabschluss als Bauingenieur erhalten hatte, kehrte er nach Palma zurück und wurde nahezu sofort bei einem Straßenbauprojekt engagiert, das die Aufgabe hatte, einige der schönsten Flecken der Insel besser zugänglich zu machen.

Die erste seiner Meisterleistungen wurde 1925 mit der Eröffnung eines Pfades zum Leuchtturm von Formentor am nördlichsten Teil der Insel eingeweiht. Diese schöne Straße schlängelt sich um den Bergrücken des Cap de Formentor. Man könnte behaupten, dass dies nur die Übung für das kommende Meisterstück war.


Denn Sa Calobra ist die von Ingenieuren wie Radsportlern meist gehuldigte Straße auf der Insel.


Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Die Ortsansässigen haben viele Spitznamen für den Anstieg: „La Cobra“, „der Knoten“, „die Krawatte“ oder einfach nur „das Loch“.

Sa Calobra ist eigentlich das kleine Dorf unten an der Küste, das vorher nur per Boot erreichbar war. Pariettis Straße hat dies geändert. Sie wurde 1932 eingeweiht, ein Jahr bevor bei der Tour de France Bonuspunkte für die Bergwertung eingeführt wurden und Anstiege zu einem der wichtigsten Bestandteile im professionellen Radsport machten. Und so ist es auch auf Mallorca.


Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Bei Sa Calobra treffen die Berge der Serra de Tramuntana, welche den Nord-Westen von Mallorca dominieren, auf die See. Deshalb ist es nicht einfach, nach Sa Calobra zu gelangen. Erst muss man klettern, um dann die Sturzflug-Talfahrt in das „Hafenloch“ zu genießen.

Wenn Sie von Palma aus starten, sollten Sie sich auf einen Parcours vorbereiten mit ähnlichen statistischen Daten, wie auf einer der großen Touren, sowie auf zwei Weitere Gipfel, die des Coll de Soller und des Puig Major, auf der Hinfahrt.

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Glücklicher Weise ist die Serra de Tramuntana so schön, dass man abgelenkt wird. Sie wurde von der UNESCO zum Welterbe erklärt und für seine wohlerhaltene Balance zwischen Mensch, Natur und der Erhaltung des Naturreichtums gerühmt. Auch Parietti hielt sich an diese Philosophie.

Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Es wird berichtet, dass er seine Straßen lieber der Kontur der Berge angepasst hat, als sie zu durchtunneln und die natürliche Landschaft zu verändern. Ein großes Kompliment dafür!

Aus diesem Grund ist der Verlauf der Straße eine so perfekte Schönheit. Sie birgt mehr als 26 Haarnadelkurven zwischen der See und der berühmten 270 Grad Kurve, dem Krawattenknoten, kurz vor der Spitze. Der konstante Steigungsgrad sorgt für ein gleichmäßiges Klettererlebnis.


Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Gleichmäßig bedeutet jedoch nicht einfach. Sa Calobra ist der schwierigste Anstieg der Insel mit einer Länge von 9,4 km und einer durchschnittlichen Steigung von 7 %. Ähnlich wie unser Col de la Madone ist auch Sa Calobra ein perfektes Trainingsgelände ohne Kreuzungen und mit gleichmäßiger Steigung, um das letzte Bisschen Kraft aus sich herauszukitzeln.

Der Strava-Titel „King of the Mountain“ (KOM) wird offiziell von Sergio Henao gehalten, mit einer Zeit von 24 Minuten und 54 Sekunden, während gewöhnlich Sterbliche froh sein können, es unter einer Stunde zu schaffen und eine gute Zeit bei 40 Minuten liegt.


Sa Calobra: Montagnes du monde #1

Eigentlich ist es widersprüchlich von Statistiken und Zeiten zu reden, wenn man die Schönheit der umgebenden Berge betrachtet.

Das Ziel ist es den Anstieg zu erklimmen, ein Hin-und-Zurück-Abenteuer, und wir würden Ihnen empfehlen nicht zu lange auf die Lenkstange zu kucken.

Lesen Sie mehr über legendäre Anstiege auf der ganzen Welt in unserer Rubrik der Montagnes du Monde.



Fotografie: John Braymard