La Traka: Girona und CDC GT

Es ist verständlich, dass manche Leute glauben, Girona sei Europas wichtigstes Reiseziel in puncto Radsport. Natürlich ist der vorige Satz eine Spur davon beeinflusst, dass man sich mit der Côte d’Azur verbunden fühlt, mit ihren außergewöhnlichen Routen, dort wo sich die berühmten Pässe befinden, deren Bergausläufer in das Azurblau des Mittelmeers abtauchen, dort wo das Klima angenehm ist und man auf die unvergleichbare Atmosphäre der Dörfer trifft, die auf Hügeln thronen.

Doch hat auch Girona besitzt diesen unverwechselbaren Charakter sowie das physikalische Vermögen Radsportler der ganzen Welt herauszufordern.

Ein paar duzend Kilometer von den geschäftigen und lauten Ferienorten der Costa Brava entfernt spürt man direkt beim Eintritt den Puls der Altstadt, deren Herz für den Radsport schlägt.

La Traka
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Hier schossen überall wunderschöne Fahrradgeschäfte aus dem Boden. Radsporttouristen aus der ganzen Welt tauchen in den engen Straßen zusammen mit denjenigen auf, die auf den Terrassen der trendigen Radsportbars sitzen und ihre Zugehörigkeit zur Welt der Räder anhand der Performance ihrer Instagram Mitteilungen messen. Girona ist definitiv der Ort, den man besuchen „muss“, wenn man ein begeisterter Radsportler ist.

Schon lange vor der Ankunft des US Postal Teams und dessen berüchtigten Teamleader Lance Armstrong hatten bereits andere Radsportler, wie Johnny Weltz diese Stadt als Trainings- und Urlaubsort ausgemacht. Es ist hier billiger als an der Côte d’Azur, und so zog die kleine katalanische Stadt bereits für einige Jahrzehnte Profis und Amateure an. Versteckt im Herzen einer Landschaft, die voller Möglichkeiten steckt, machen sowohl die Lage als auch die entspannte Atmosphäre Girona unwiderstehlich. Heutzutage finden Kulturhungrige jeder Radsportdisziplin hier ihren heiligen Gral.

Ruhige asphaltierte Wege schlängeln sich in Richtung der Berge und führen durch malerische mittelalterliche Dörfer und an immensen blühenden Feldern und grünen Weiden vorbei. Für die Mountainbiker erscheint jede Abfahrt von der Straße wie ein Naturwunder. Allerdings sind es die Gravel-Enthusiasten, die am besten über diese Region reden.

La Traka
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Die umgebenden Hügel tragen ein Netz aus weiten Wegen, und die Landschaft ist mit Pfaden übersät soweit das Auge reicht. Von hieraus ist es möglich, das Meer in etwa 40 Kilometern nur auf Trampelpfaden zu erreichen und auf einer Route mit derselben Topographie zurückzukehren.

So überrascht es nicht, dass das Off-Road-Rennen La Traka sich hier als Maßstab des europäischen Radrennsports in der Gravel-Disziplin etabliert hat. Ohne bisher die Zahl der amerikanischen Rennen zu erreichen, hieß La Traka 2022 mehr als 800 Teilnehmer aus 35 verschiedenen Ländern willkommen, die an einem der drei Rennen, die im Programm angeboten wurden, teilnahmen. Zur Wahl standen 100, 200 und kolossale 360 Kilometer.

Am kühlen, frühen Morgen sammeln sich die Wettbewerber im Startfeld und sehen zufrieden, wie die Sonne aus den düsteren Wolken hervorlugt. Die Aufregung ist fühlbar. Man ist gierig nach diesem Wettkampf nach den zwei Jahren der Unterbrechung, die wie eine Ewigkeit schienen.

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Die Fahrerinnen des CDC GT, des neuen Racing Teams von Café du Cycliste sind in den Startblöcken und Traka ist für sie das erste Rennen auf einer internationalen Tour der Gravel-Wettkämpfe. Seigla heißt die neuste Generation von Rädern der Firma Lauf, die ihnen vor ein paar Tagen geliefert wurden, und auch diese Maschinen warten darauf bei dem Startschuss ihre Kräfte zu entfesseln. Das Rennen ist zugleich eine Wettkampfpremiere dieser Fahrradrahmen der Spitzenklasse der besagten isländischen Marke. Heute werden die Räder ihr Versprechen halten und zwei Mädchen die Arme zum Himmel reißen sehen.

Die erste Unebenheit ein paar Kilometer nach dem Start sorgt bereits für eine Auslese. Hier bilden sich Gruppen und der Wettkampf geht so richtig los. Ein guter Tag für das Rennen liegt vor dem Team. Die Landschaft wird von buntgekleideten Radrennfahrern und ihren Maschinen gefärbt, als trüge ein Maler, ein Student des Pointillismus mit seiner ungeübten Hand Farbe auf eine animierte Leinwand auf. Radsportler durchschwärmen das Gebiet und durchkreuzen das Land ringsum kilometerweit und wirbeln die charakteristischen Staubwolken auf. Wenn man das Zielgebiet heranzoomt sieht man Gesichter, Jerseys und Bikes, die alle mit Dreck bedeckt sind.

Was das Café du Cycliste Gravel Team angeht, so wurde Annabel Fisher an der Spitze der 100 km Runde nie herausgefordert und fuhr als erste über die Ziellinie, und Maria Ögn Guðmundsdóttir erreicht auf dem 200 km Parcours den dritten Platz. Leider musste Danielle Larson aufgeben, weil ihr 15 km vor dem Ziel die Felge gebrochen war, als sie gerade Platz 5 verteidigte. Die nächste Station wird das Unbound-Rennen in den USA auf dem Spielfeld der Disziplingiganten in einem Monat sein.

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