Gravel en Beaujolais: Winter in the Land of New Wine

Beaujolais ist ein Weinanbaugebiet, das sich im Süden von Burgund befindet. Die Region liegt fünfzig Kilometer nördlich von Lyon und ist wegen ihrer roten Weine renommiert, die aus der Rebsorte Gamay gekeltert werden. Diese Appellation ist vor allem für ihre jungen Weine bekannt, die jedes Jahr am dritten Donnerstag im November auf den Markt kommen und besser als Beaujolais Primeur oder Beaujolais Nouveau bekannt sind. Die Reben, die hier angebaut werden, stammen aus der Zeit der Römer. Später, im Mittelalter trugen Mönche zum Weinanbau in der Region bei.

In den 50ern und 60ern erlebte Beaujolais eine Woge der Popularität, dank ihrer Vermarktung der „Nouveau“-Weine im Vereinigten Königreich und den USA. Dieser Geniestreich des Marketing erfreut sich auch weiterhin großen Erfolges bei französischen und ausländischen Kunden. Außer dem jungen, fruchtigen und leichten Wein werden auch andere Beaujolais-Stile in der Region produziert, die komplex und geschmackvoll sind und aus den Trauben, die auf diesem wunderschön kultivierten Terroir wachsen, hergestellt werden.

Gravel en Beaujolais: Winter in the Land of New Wine
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Der neue Wein der Saison wurde bereits prächtig gefeiert, als ein paar Radsportler aus der Region aufbrachen, um dem Ex-Profi und Café du Cycliste Ambassadeur Jérôme Cousin rund um die Weinberge zu folgen. Die Route umfasst 35 km mit rund 1200 Höhenmetern, die es zu erklimmen gilt, also nichts Schwieriges auf dem Papier.

Das Thermometer zeigt -6 °C an diesem Dezemberanfang, und es ist wirklich eiskalt. Die Kältewelle, die über einen arktischen Strom von der Landmasse Russlands nach Frankreich geleitet wurde, ließ das Zentrum Frankreichs im Handumdrehen erstarren.

Die Wettervorhersage sagt Sonnenschein voraus, doch sind die Pfade gefroren, während die Weinreben sich in weißen Frost hüllen und glitzern. Auf dem Platz des kleinen Dorfes Clochemere hat die Sonne allerhand zu tun, um unsere Tour-Teilnehmer zu wärmen, und als die Räder den ersten Hang herunterrollen, sind unsere Fahrer wie steif gefroren.

Gravel en Beaujolais: Winter in the Land of New Wine
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Ein jeder kann es kaum erwarten, den ersten Steigungsgradienten anzugreifen, um den Körpertemperaturanstieg, den die Anstrengung bergauf mit sich bringt, zu erhaschen. Doch erweist es sich als schwierig, unter diesen Bedingungen Halt zu finden, sodass bei einer Neigung von mehr als 15 % das Hinterrad ausrutscht und die Beine wie ins Leere treten, während die Räder ruckeln und rutschen.

Diese 35 Kilometer, die auf dem Papier wie ein Spaziergang durch das Land aussahen, erweisen sich schnell als doch etwas herausfordernder. Steil abfallende Wege führen durch das Unterholz und sind mit Laub übersät. Während die motorischen Fähigkeiten durch das Terrain behindert werden, wird der Körper, der ohnehin schon damit beschäftigt ist, mit der kalten Luft zu kämpfen, zusätzlich belastet.

Die Rast neben der Kapelle von Mont Brouilly auf einer Höhe von etwa 484 m bietet eine wohlverdiente Atempause. Der Nebel dringt um uns herum vor. Während wir auf der Mauer des Kirchenbezirks sitzen, stößt ein kurioses Paar mit klingenden Gläsern in dieser surrealen Umgebung auf seine Gesundheit an. Es ist 12:30, und es sind nicht viele Menschen draußen, bis auf ein paar Leute, die bei diesem Wetter einen Aperitif an der frischen Luft zu sich nehmen.

Gravel en Beaujolais: Winter in the Land of New Wine
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Gravel en Beaujolais: Winter in the Land of New Wine
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Das war nur ein Vorgeschmack auf die zweite Hälfte der Route, die uns zum Gipfel des Pierre Blanche führt. Der Pfad leitet uns hinauf bis auf nahezu 750 Meter, wo eine dünne Schicht Schnee es schwierig macht, auf dem Pfad voranzukommen, da er mit Kieselsteinen überseht ist, die deshalb so tückisch sind, weil man sie durch die Schneeschicht nicht sehen kann.

Das Schwitzen birgt eine weitere Gefahr, bei der feuchte Kleidung sich in Weinkühler für Menschen verwandelt. Die Kälte scheint jedoch Jérôme nichts anzuhaben, der Schlimmeres von den Straßen der Tour de France kennt, wenn Mitte Juli an auf der Spitze der Alpenpässe Temperaturen unter null abfallen und man in seiner Sommerausstattung fährt. Die Abfahrt in die Dunkelheit der langen, schlanken Tannen lässt Sie die Kälte vergessen. Dieses Spektakel war und bleibt einfach grandios.

Das Dorf Clochemere läutet das Ende dieses Winterausflugs ein. Diese Region hält ihr Versprechen eines außergewöhnlichen Terroirs. Die Weinberge befinden sich in direkter Nachbarschaft zu einzigartigen Bergen und Wäldern, die zusammen mit den typischen Dörfern diese Postkartenidylle vervollkommnen. Dieser Ort verdient es, für einen längeren Sommerausflug bereist zu werden mit einem „hingabevolleren“ Besuch der Weingüter.