DIE HERBSTFARBEN VON SEOUL

Seoul ist eine ziemlich einzigartige Stadt. Auf der einen Seite, ist sie eine moderne Metropole mit Wolkenkratzern, High-Tech-U-Bahnen und K-Pop Musikkultur, auf der anderen Seite aber ist sie eine Stadt mit buddhistischen Tempeln, Palästen und einer reichen Geschichte, da sie die imperiale Hauptstadt der Chosun-Dynastie gewesen ist. Früher wurde die Stadt ringsum von Mauern und Toren geschützt, die sich bis zum Berg Namsam im Süden und dem Bukaksan im Norden erstreckten und die Stadt wie eine Festung vor feindlichen Invasoren schützte. Seoul liegt am Fluss Han und wurde in jüngster Zeit zur lebhaftesten Stadt Asiens erklärt mit der zweithöchsten Lebensqualität weltweit.

Hier sind nicht weniger als fünf Sehenswürdigkeiten des UNESCO Weltkulturerbes beheimatet. Mit steigender Popularität des Straßenradsports in Asien finden hier außerdem zahlreiche Profi-Radsportveranstaltungen statt, die auch die Asian Track Radsport-Meisterschaften 2020 umfassten, die in Südkoreas Jincheon Velodrom veranstaltet wurden. Allerdings steht heute eine malerische Tour auf dem Programm, die uns entlang des Stadtflusses Han, vorbei an den bedeutungsvollen Bergen Namsan und Bukaksan sowie durch das Herz der reichen urbanen Kultur und Geschichte führt. Wir fahren am Gyeongbok-Palast vorbei, der unter der Joseon-Dynastie im 14. Jahrhundert errichtet wurde.

Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul

Die Sommermonate in Seoul sind heiß und feucht, während die Wintermonate klirrend kalt sind. Wir fahren im November, und das ist die schönste Zeit des Jahres mit frisch bis kühlen Wetterverhältnissen bei denen die Stadt in diesen Wogen des prachtvollen Herbstes zum Leben erwacht. Das Laub in grellem Rot, feurigen Orangetönen sowie reichen Goldfarben ist überall und bietet die perfekte Kulisse für unsere Tour.

Wie so oft treffen wir uns auf der Bango-Brücke, einer der beliebtesten Treffpunkte für die Radsportler Seouls, um die „Nambuk“-Route zu fahren, die uns zu den Bergen Namsan und Bukaksan führt. Korea ist ein Land der Berge. Während diese beiden Berge nicht die herausforderndsten oder malerischsten Koreas sind, so verkörpern sie doch die beliebtesten Strava Segmente aufgrund der bequemen Nähe für die urbanen Radsportler von Seoul. Dies ist ein großartiger Weg eine ansteigende Strecke zu finden, ohne aus der Stadt zu fahren. Obwohl die Berge Nansan und Bukaksan lediglich 300 Höhenmeter aufweisen, kann man eine gehörige Gesamtsteigung von 1000 Metern auf seinem Stravakonto für eine Tour verbuchen, wenn man die beiden Bergstrecken miteinander verknüpft.

Die Straße, die den Namsan heraufführt, besitzt einen konstanten Steigungsgrad von 4 bis 5 % und ist nur für Fahrräder und Tourbusse geöffnet, weshalb wir auf unserer Fahrt ins Gespräch kommen, während wir beim Klettern einige atemberaubende Aussichten über die Stadt erhaschen. Schon bald erreichen wir den Gipfel und bestaunen den N Seoul Towel, ein nationales Wahrzeichen und die beliebteste Touristenattraktion von Seoul. Hier gehört das Anhängen von Liebesschlössern an den Zaun des Towers zu einer beliebten Touristenaktivität.

Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul

Schon bald befinden wir uns in schneller Fahrt mit den Händen am Unterlenker durch das Herz der Altstadt von Seoul auf dem Weg zum Gwanghwamun Square. Hier findet man die Zugangspforte zum Gyeongbok-Palast. Dieser „vom Himmel gesegnete“ Palast war einst das Herz Koreas und das Machtzentrum der Joseon-Dynastie. Der Palast war auch das Zuhause der letzten imperialen Dynastie Koreas. Von hieraus wurde das Volk regiert bevor Korea eine Republik wurde. Wir genießen es immer rund um den Palast zu fahren, der mit seinen vielen Lotus-Teichen, Gärten und kunstvollen Statuen der wohl prachtvollste und schönste von fünf Palästen ist. Vom Gyeongbok-Palast fahren wir durch das älteste Stadtviertel Seouls zum Dorf Ewha Mural. Hier, in dieser malerischen Szenerie gönnen wir uns eine kurze Pause, um ein paar Snacks zu teilen und die Gemälde und Wandmalereien an diesem beliebten Touristenort zu bewundern.

Mit ausgeruhten Beinen und guter Laune machen wir uns auf den Weg zum Gyeongbok-Palast, dem der Berg Bukaksan als majestätische Kulisse dient. Hierbei ist der Berg gleichzeitig eine Erinnerung an den zweiten Anstieg des Tages, den wir bald erklimmen werden. Es gibt mehr als zehn verschiedene Routen, um den Bukaksan hinauf zur Bukak Pagode am Gipfel zu erklimmen. Jedoch nehmen wir den Bugak Skyway, die schönste Fahrtroute in Korea mit seinen Biegungen und Kurven, die sich an die Bergseite anschmiegen.

Der Skyway ist von dichtem Grün umwaldet, das in seinen Herbstfarben noch viel spektakulärer aussieht. Die Wolkenkratzer und der Tumult des Stadtlebens verblassen allmählich hinter uns, als wir den Gipfel erreichen, auf dem die Bukak Pagode in ihrer vollen Pracht steht. Mit ihrem traditionellen koreanischen Design zeigt der oktogonale Pavillon zu jeder Jahreszeit, wie malerisch er ist. Er bietet ein fantastisches 360 Grad Panorama über Seoul und ist berühmt für seine Aussicht in der Nacht. Die Abfahrt herunter vom Bukaksan gehört zu meinen Favoriten, da sie technisch nicht zu anspruchsvoll ist. Man kann die Hände auf dem Unterlenker platzieren, das Bike einfach fahren lassen und ein paar schöne und beeindruckende Kurven ins Tal herunter genießen.

Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul
Autumn colours of Seoul

Wir fahren weiter, bis wir nach Samchungdong kommen, wo wir uns für eine Mittagspause in einem traditionellen koreanischen Restaurant entschließen und ein köstliches Festmal aus Schweinefleisch, Suppe und ein paar Beilagen genießen. Auf das Mittagessen folgt Kaffee in einem alten, traditionellen Gebäude in koreanischem Stil mit einem Garten voller Bambusbäume und Ginkgoblättern. Schließlich wird es Zeit aufzubrechen und zurück an den Fluss Han zu fahren, wobei wir durch die Straßen der Innenstadt cruisen und die Aussichtsroute nehmen, die den Berg Namsan zu umarmen scheint. Bevor wir es realisieren sind wir auch schon zurück an der Bango Brücke, an der unsere Tour begann.

Die Tour des heutigen Tages war relativ kurz, lediglich 50 km, und dennoch erzielten wir insgesamt fast 1000 Höhenmeter. Wie die Radsportler, die in Seoul beheimatet sind, leben auch wir ein geschäftiges Leben. Deshalb gibt uns die „Nambuk“-Route die Chance 1000 Höhenmeter in unsere Tour einzubauen. Außerdem lässt uns eine solche Fahrt aus der städtischen Metropole entkommen, und für ein paar glückselige Stunden eins mit der Natur sein.

Die globale Pandemie hat uns von so vielen Dingen abgehalten, die wir lieben, außer dem Radsport, bei dem der Anreiz auch aus der Freiheit besteht. Für eine Tour ringsum Seoul ist der November stets unsere Lieblingszeit des Jahres. Auf diese Weise können wir die spektakulärsten Aussichten über Seoul in seinen Herbstfarben genießen.

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