RADSPORT & KREATIVITÄT

In dieser Serie erkunden wir, wie Radsport kreatives Denken freischalten kann und greifen dabei auf Forschung der Standfort University und der Université Côte d‘Azur zurück. Diese lassen Pedalkraft in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Mit den Händen am Unterlenker gelangen Sie in einen gleichmäßigen Rhythmus. Während Sie aerodynamisch durch den Wind gleiten und um die Kurven fahren, beginnen Ihre Gedanken zu wandern. Begleitet vom steten Takt Ihrer Atmung, formt sich eine Idee. Die Details benötigen noch ein wenig Arbeit, aber Sie wissen, dass Sie da an etwas Gutem dran sind….

Das haben wir alle erfahren. Vielleicht handelt es sich um ein Problem, mit dem Sie auf der Arbeit ringen oder um eine Angelegenheit zu Hause, die Sie auf den ersten Blick nicht schaffen können. Das Herz schlägt, die Muskeln brennen und plötzlich erscheint Ihnen die Lösung, während Sie draußen auf dem Fahrrad sitzen – und das ist kein Zufall.

Cycling & Creativity
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Cycling & Creativity

Forscher an der Universität Stanford sowie der Universität Côte d’Azur haben eine Verbindung zwischen physischer Anstrengung und Kreativität festgestellt. Um genauer zu sein, erforschten Sie, wie spezifische Übungen und deren Intensität es uns ermöglichen, ein gesteigertes Niveau an kreativer Hirnaktivität zu erreichen. Radsport ist eine der besten Sportarten für diese Aufgabe.

Das LAMHESS-Laboratorium in Nizza führte ein Experiment durch, das ein Dutzend Radsportler mit einschloss. Über die Dauer von vier Sitzungen wechselten die Fahrer zwischen Phasen der Ruhe, niedriger Intensität, moderater Intensität und moderater Intensität mit variierendem „Elan“ ab.

Während der Aktivität wurden der Puls, die Temperatur und die Blutzuckerwerte der Fahrer aufgezeichnet. Insbesondere kam ein speziell designter Helm zum Einsatz, der mit Hilfe der Spektrometrie den Sauerstoffgehalt in ihren Gehirnen maß. Dieses Gerät verriet, dass die Hirnaktivität der Fahrer im Frontallappen reduziert wurde, was auch als Hypofrontalität bekannt ist. Die Forscher stellten fest: „unter einem gewissen Grad an sportlichen Aktivitäten konnten wir ein geringeres Maß an kognitiver Kontrolle beobachten. Der Geist ‚hebt ab‘“. Wenn also Ihre Beine hart arbeiten müssen, setzt das Ihre Gedanken frei.

Cycling & Creativity
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Professor Jeanick Brisswalter, einer der Forscher, der die Studie mit entwickelte, erklärt weiter: „Wenn der Frontallappen des Gehirns inhibiert wird, fallen viele Filter, die unsere kognitiven Funktionen kontrollieren, weg. Vor allem verschwinden aber diejenigen Filter, mit denen wir Entscheidungen fällen. Hierdurch wird es uns ermöglicht, kognitive Prozesse eher unbewusst abzurufen, und wir schaffen Raum für mehr Originalität und Kreativität.

Als eine intensive, rhythmische, physikalische Aktivität bietet sich der Radsport an, um diesen „befreiten“ kognitiven Status zu erforschen. Touren dauern oftmals über Stunden und im Gegensatz zum Laufen oder dem hochintensiven Kardiotraining wird der Körper nicht wiederholt geschockt. Die Muskeln übernehmen die Kontrolle, während der bewusste Geist entspannen kann. Dabei werden Ihre Gedanken frei und erforschen Neuland. Arne Dietrich, ein Professor der kognitiven Wissenschaft drückt es so aus: „Das ist, wenn die spontane Kreativität stattfindet.“

Die international angesehene Künstlerin Lisa Congdon, die Werke kreiert hat, die im Modern Museum of Art und bei Comme des Garçons Gefallen finden, ist von einer Verbindung zwischen Radsport und Kreativität überzeugt: „Gedanken können auf solch langen Touren, auf denen man in sich geht, wandern. Denken Sie nur an die Designs, die Sie erschaffen könnten.“

Und sie ist damit nicht allein. Gestützt von der Wissenschaft und begierig mehr zu lernen, machten wir uns auf die Suche nach Männern und Frauen, Künstlern und Profis, um herauszufinden, ob der Radsport dabei hilft, ihre Kreativität in Fahrt zu bringen.

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