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Take Me To The River Nr.3 : Rocchetta Nervina

Man überquert die Grenze von Frankreich nach Italien nicht alleine, um dem perfekten Espresso nachzujagen, sondern auch für das Gefühl nichts zu vermissen. Es mag seltsam erscheinen, aber den erstaunlichen Unterschied nach dem Passieren der Grenze gibt es wirklich. Ist es der Geruch, das Licht, der Fiat Punto auf der falschen Straßenseite?

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

Andrea Mifsud lebt zwar in Mougins, seine Herkunft ist aber grenzüberschreitend. Seine Mutter kommt aus der Lombardei in Italien und sein Vater ist halb Franzose, halb Malteser. Andrea kann folglich von sich behaupten, dass er Vollblut-Mediterraner ist. Er hat starke Bande zu Italien und fährt auf längeren Touren immer wieder in das ligurische Hinterland. Mit seinen 20 Jahren zeigt seine Radsportkarriere einen Aufwärtstrend. Das heißt aber nicht, dass er es nicht mag, die Sportarten auf längeren, steten Touren zu mischen. So schließt er seine Erkundung der italienischen Olivenhaine mit einem Bad in wilder Natur ab.

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

ie Pastellfarben der Altstadt von Ventimiglia gehen ineinander über, genauso wie die Farben von Andreas Jersey. Die Straßen und die City zeigen die typisch italienische Betriebsamkeit, die beinahe mit einer musikalischen Hymne verwechselt werden kann. Andrea passt sich dem Rhythmus an und fällt als lebendiger, moderner Blitz, der durch die älter aussehende Stadt fährt, auf. Doch dann biegt er nach links ab und fährt das Tal nach Dolceaqua und weiter nach Rocchetta Nervina hinauf. Rocchetta Nervina liegt an der Spitze des Tals zwischen Olivenhainen und den Ausläufern der größeren Berge. Die Höhe und das gleichbleibende Klima garantieren das Heranwachsen qualitativ hochwertiger Oliven. Das erinnert ein wenig an die professionellen Fahrer, die in Monaco trainiert werden. Diese haben die Angewohnheit regelmäßig nach Dolceaqua zu fahren, um an ihren Erholungstagen einen Doppio, einen doppelten Espresso zu genießen.

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

Andrea fährt direkt durch Dolceaqua, da er unbedingt zum Fluss will. Sein Verlangen wird durch einen Ape Pritschenwagen unterstützt – diese dreirädrigen, traditionellen Nutzfahrzeuge von Piaggio, leisten dem ländlichen Italien große Dienste. Sie bieten einen schönen Motortakt, der zu den falschen Ebenen passt, die mit ihrem gleichmäßigen Steigungsgradienten das Tal hinaufführen. Das heißt, gleichmäßig sind sie, wenn Sie im Tal bleiben. Eine Linkskurve gerade vor dem Hotel Lago Bin auf der Strada Provincale 68 führt aufwärts in die Olivenhaine, wie es nur eine Italienische Straße kann. Es ist eine kurze, aber heftige Biegung.

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

Der Asphalt wandelt sich in gerippten Beton und geht schließlich in Schotter über. Geheimnisse lüften sich nur, wenn man um jede Ecke fährt, und wieder einmal ändert sich der Belag, während der Weg durch die wertvollen Taggiasca-Olivenbäume führt, die Oliven mit dem weichen Geschmack einer Frucht tragen. Aber nicht nur der Belag ändert sich, auch ein anderer Duft liegt in der Luft. Es erscheint wie ein Schock, dass hinter der nächsten Ecke eine weitere Wand darauf wartet erklommen zu werden. Dieser „Weg“ ist nur unter den ansässigen Olivenbauern bekannt. Hier schafft es wohl kaum ein Ape Pritschenwagen hoch.

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

Wenn man herunter nach Rocchetta Nervina fährt, das eine Einwohnerzahl von 275 Menschen hat, ist es still - sehr still. Menschen wenden ihre Köpfe und grüßen Andrea, als er langsam den Platz des ehemaligen Römerdorfs erreicht. Rocchetta Nervina war im Mittelalter Zwischenstation für Pilger, die von Piemont in das Nervia-Tal zogen. Andrea biegt sofort hinter dem Platz nach links ab, um direkt zu diesem schönsten und saubersten Schwimmplatz zu gelangen. Diese Badestelle kann wohl am leichtesten erreicht werden, aber mit dem Dorf im Hintergrund ist sie ein besonderes Erlebnis.

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

Savoyen brachte dem Dorf im 17. Jahrhundert Frieden und man bekommt das Gefühl, dass der Frieden seither geblieben ist und dem Dorf einen Himmel der Ruhe bescherte. Die Ortsansässigen sind früher den Fluss zum Tauchen oder Canyoning hinaufgefahren, jedoch ist das durch die neuerlichen Erdrutsche nicht möglich. Das stört aber die Idylle nicht. Die rauere Felsformation an der Linken ähnelt einem Kanal mit einer glattpolierten Granitplatte zur Rechten. Die linke Seite bietet eine Möglichkeit zu springen, während die rechte ein Platz ist, um darauf zu trocknen und zu entspannen. Es ist mal wieder ein sehr heißer Sommertag für eine Tour und das erfrischende Bergwasser ist alles was man zum Abkühlen braucht.

Take Me To The River #3 : ROCCHETTA NERVINA

Nachdem Andrea wieder trocken ist und wieder auf dem Rad zurückfährt, entscheidet er sich in Dolceaqua eine Pause einzulegen. Das Café an der Ecke ist ein bekannter Platz für die Radsportler der Region mit einem besonderen Flair und dem perfekten Espresso. (An dieser Stelle sei gesagt, dass wir stolz auf unseren Kaffee sind, allerdings müssen wir den Italienern Respekt zollen für das, was sie mit ihren Kaffeebohnen machen.) Der Kontrast, von Andreas komplett renntauglichen Bike mit einer Lenkstangentasche der Neuen Welle, die seine Badesachen enthält, zieht Aufmerksamkeit auf sich. Er vertieft sich in eine Unterhaltung mit ein paar Ortsansässigen, und bevor wir es realisieren, zeigt Andrea seine italienische Seite mit Handgesten und leidenschaftlichen Geschichten über seinen Vater. Es fühlt sich fast wie zu Hause an.

Sehen Sie sich hier die komplette Kollektion an.
Oder lesen Sie einfach unsere Serie Take Me To The River - Badestellen