DIE TOUR DES MONATS: AUF DER SUCHE NACH LA PRIMAVERA
Diese Freude auf die neue Saison ist schwierig in Worte zu fassen. Sie warten den ganzen Winter über geduldig auf das Frühlingswetter. Seine Ankunft signalisiert eine Art Revolution. Die Italiener haben, wie zu erwarten, eine wunderschöne Bezeichnung für die Frühlingszeit: la Primavera.
In der Welt der Radsportrennen, kann la Primavera sich auch auf das Rennen Mailand-Sanremo beziehen, auf den „Frühlingsklassiker“ und eine der prestigeträchtigsten Veranstaltungen der Saison. Mailand-Sanremo ist bekannt als das längste (beinahe 300 km) und das wohl schönste Eintagesrennen. Diese Trophäe zu gewinnen, ist als würde Ihr Name in die Geschichte eingemeißelt werden.
Das geht aber nur, wenn Sie ein Mann sind. Straßenrennfahrerinnen dürfen immer noch nur das Rennen Mailand-Sanremo auf dem Bildschirm verfolgen oder vielleicht ihre männlichen Counterparts müde vom Straßenrand bejubeln.
Für ein paar Jahre gab es zu Beginn der 2000er etwas, das sich Primavera Rosa nannte, eine verkürzte Version für die Damen, die vor der Herrenveranstaltung stattfand. Trixi Worrack war die letzte Frau, die dieses Rennen 2005 gewann.
Momentan bleibt den Frauen nur die Trofeo Alfredo Binda in der Lombardei, wobei Binda komisch genug ein gefeierter männlicher Radsportler ist, der Mailand-Sanremo zweimal gewann. Dieses Rennen findet am gleichen Wochenende wie das Mailand-Sanremo-Rennen statt und ist immer heißumkämpft. Die meisterhafte Arianne Vos hat hier viermal gewonnen. Allerdings ist dies kein „Classicissima“, also kein großer Klassiker und kann nicht mit dem Rennspektakel von den Grenzen des industriellen Mailands bis zu der Schönheit der ligurischen Küste verglichen werden.
Heute, im Jahr 2022, in dem die Pelotons der Frauen ihre eigene Version von einigen der größten Rennen fest im Kalender stehen haben, wie Paris-Roubaix und die Flandern-Rundfahrt, wollen sie auch Mailand-Sanremo hinzufügen. Natürlich heißt das nicht, dass der Frauensport nicht seine eigenen spezifischen Events haben könnte oder sollte, aber um Gleichberechtigung zu erlangen, müssen Dinge gleichverteilt werden und Möglichkeiten für alle offen sein.
Während der Dachverband des Weltradsports, die UCI sowie Renn-Organisatoren wie RCS sich zusammentun, sind die Straßen immer noch frei für uns, um die besagte Route zu erkunden.
'Der immer weiter wachsende Frauenradsport rechtfertigt es, größere Rennen in den Terminkalender mit aufzunehmen. Es sollte für alle gleiche Chancen geben. Mit einer so starken Anzahl an italienischen Frauen an der Spitze dieses Sports heutzutage, wäre Mailand-Sanremo eine wunderschöne Ergänzung.
Nothing is too long or too tough, women are capable of competing on the same parcours as the men, which was demonstrated back in October at Paris-Roubaix. Everybody wants to see more of those thrilling occasions.’
– Stefanie
Und so geschah es, dass vier von uns früh im Merz in den Farben von Café du Cycliste aufbrachen auf der Suche nach dem unglaublichen Primavera. Wir überquerten drei Landesgrenzen und fuhren ausgehend von Nizza über Monaco nach Italien.
Wir hatten nicht vor die gesamten 298 km von Mailand nach Sanremo zu fahren, sondern tourten stattdessen auf einer Art Pilgerfahrt zu den berühmtesten Anstiegen des Rennens: Cipressa und Poggio. Wir fuhren in fröhlicher Gemeinschaft und redeten darüber, wie großartig es wäre, eines Tages Geschichten über Rennfahrerinnen zu teilen, die auf diesen Straßen um den Sieg kämpften. Stattdessen redeten wir, als wir von Menton aus die Grenze nach Italien passierten, über Fahrer wie Vincenzo Nibali und Julian Alaphilippe - über Männer, die die Ehre hatten, hoch nach Poggio di Sanremo Rennen zu fahren.
In Ospedaletti nehmen wir den Radweg und fahren nach Sanremo weiter. Da wir von Nizza aus ostwärts fahren, müssen wir zunächst Sanremo durchqueren, bevor wir an unsere beabsichtigten Ziele kommen, von denen wir zuerst Cipressa in Angriff nehmen und dann zurück nach Poggio fahren. Obwohl die Aussicht über die See immer da ist, leiden wir alle der Reihe nach. Jedoch geben und die Kameradschaft und das Versprechen des baldigen Frühlings die Energie, uns nach oben zu kämpfen. Als wir alle ankommen, sehen wir die berühmte Telefonzelle, die die Spitze des Anstiegs markiert. Wir alle genießen die Aussicht und machen ein Foto, bevor wir über die bekannte sich schlängelnde Talfahrt zurück nach Sanremo fahren.
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