DIE TOUR DES MONATS: DIE TOUR DES ALPES MARITIMES
Die Tour du Haut Var oder, um sie nach ihrer offiziellen Bezeichnung zu benennen, die Tour des Alpes Maritimes et du Var, fand alljährlich seit 1969 statt. Der Gewinner des Einführungsrennens war kein Geringerer als Raymond Poulidor, eine Französische Radsportikone der 60er- und 70er-Jahre. „Pou-Pou“, wie er liebevoll genannt wurde, feierte auch Erfolge in anderen Frühlingsrennen. So gewann er die Preise der Eintagesrennen von Milano-Sanremo in Italien, von Flèche Wallone in Belgien sowie zweimal das Etappenrennen von Paris Nizza.
Die Tour du Var wird als Aufwärmtour für das renommiertere Paris-Nizza-Rennen gesehen. Paris-Nizza ist bei anderen übrigens auch als „das Rennen zur Sonne“, für mache aber auch als „das Rollen zum Strand“ bekannt. Die Tour du Var hingegen mit ihren drei verlockenden Etappen ist ein früher Test für schlagkräftige Bergspezialisten. Hier zeigt sich, wer in der Zwischensaison trainiert hat und wer nicht. Zu den Gewinnern der letzten Zeit gehören der Kolumbianer Nairo Quintana sowie der Burgunder Kletterspezialist Thibaut Pinot.
Lassen Sie uns aber für heute die Tour verlangsamen, denn wir sind nicht zum Rennfahren hier. Wir sind hier, um zu fahren und genau das zu entdecken, was die Riviera für Amateur-Straßenradsportler zu bieten hat: Schönheit im Überfluss.
Für diese Tour des Monats nehmen wir uns die Etappe der diesjährigen Tour des Alpes Maritimes vor, die von Quintana gewonnen wurde und von Villefranche-sur-Mer nach Blausasc verläuft. Dieser Parcours ist mit seinen 113 Kilometern und 2300 Höhenmetern herausfordernd und nicht mit einer Spazierfahrt auf der Promenade des Anglais vergleichbar.
An einem wunderschönen frischen Morgen brechen wir mit vollständig eingekleideten Armen und Beinen sowie mit der fest auf der Nase sitzenden Sonnenbrille von der Altstadt Villefranches auf. Wir fahren mit dem steten, ruhigen Tempo einer Küstenbrise. Die Herzrate unserer Fahrer steigt langsam an, als wir den mythischen und lungensprengenden Col d’Èze erreichen.
Wenn Sie die Spitze in weniger als einer halben Stunde erreichen können, sind Sie entweder in guter Form oder Ihre Augen täuschen Sie. Der Scheitelpunkt des Passes belohnt Sie mit Aussichten über den Ozean und die Halbinsel Cap-Ferrat sowie mit einer erfrischenden Erholung während der Talfahrt, bei der Sie die wohltuende mediterrane Luft in sich einsaugen.
La Turbie liegt am Scheideweg, an dem jeder Radsportler der Riviera anhält, um seine Trinkflaschen aufzufüllen. Der Brunnen von La Turbie hat längst Kultstatus erreicht, und es ist, als gehöre er zum Mosaik aus Pflastersteinstraßen, Olivenbäumen und den beschaulichen, am Hang gelegenen Gebäuden. Dörfer wie Peille schmiegen sich dicht an den Hang, und man kann Schnee auf den Gipfeln der Berge dahinter erkennen. Vielleicht können Sie auch das idyllische Trainingsgelände des französischen Erstligisten AS Monaco erkennen, dem früheren Arbeitgeber von Thierry Henry und Kylian Mbappé. Der grüne Rasen schmiegt sich glückselig an die Bergseite oberhalb des Meeres.
Die Spitzkehren der Abfahrt von Peille fordern uns heraus. In schneller Fahrt geht es herab durch Olivenhaine und an Blausasc vorbei, der Ort in dem die Ziellinie verläuft und der das Zuhause einer weiteren malerischen, auf einem Hügel gelegenen Kirche ist.
Während wir fahren betrachten wir die Felsformationen und das Azurblau, das der Küste ihren Namen verlieh und sehen hin und wieder das feurige Gelb der Mimosen.
Dann folgt ein weiterer Anstieg, der Col de Nice mit einer Länge von 17 km und einem durchschnittlichen Anstieg von 2,3 %, wobei er in ein paar Abschnitten eine Steigung von 9 % aufweist. Allerdings kann der Pass mit einer weiteren schönen Kommune aufwarten, Berre-les-Alpes, in der die Olivenbäume von Kastanien ersetzt wurden. Danach folgt eine angenehme Talfahrt nach Contes und eine mögliche Pause an der Boulangerie (Bäckerei) Lefebvre, um aufzutanken, da wir den schwersten Teil der Route noch vor uns haben.
Der Col Saint Roche ist sicher nicht der berühmteste Anstieg der Seealpen, aber dafür ist er teuflisch schwer. Seine gespaltene Persönlichkeit, mit einem sanften, einfacheren ersten Abschnitt und dann seinem schwierigeren zweiten Part kann Sie unvorbereitet treffen.
Die erste Hälfte endet bei Coaraze, dem möglicherweise schönsten aller auf einem Hügel gelegenen Dörfer an der Côte d’Azur. Das Dorf ist berüchtigt dafür, dass seine Bewohner einst den Satan gefangen hatten, indem sie seinen Schwanz auf den Steinplatten festgeklebten. Wenn Sie Coaraze verlassen, ergeht es ihnen ähnlich, und es fühlt sich so an, als würden die Räder vom Asphalt angezogen. Ein Steigungsgradient von 12 % fordert Sie heraus, nachdem sie die nunmehr 80 km in den Beinen spüren.
Als wir die Spitze auf 2000 Höhenmetern erreicht haben, denken unsere unerschrockenen Fahrer darüber nach, die Tour bis hoch zum Col de Turini fortzusetzen, was weitere 15 km Bergsteigen bedeuten würde. Allerdings entscheiden wir uns dafür, nach links in Richtung l’Escarène abzubiegen und die Haarnadelkurven der Monaco Rally auszukosten, bevor wir mit hoher Geschwindigkeit ins Tal herunterfahren, um in Blausasc Kaffee und Gebäck zu genießen.
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