Die Tour des Monats: März 2021 - Paris-Nice

Es gibt einen speziellen Platz in der Welt des Radsports, der einzig und alleine für Paris-Nizza reserviert ist. Als erstes großes Etappenrennen der Saison in Europa läutet es den Beginn des Radsportjahres ein. Paris-Nizza hat etwas von La Tour und die Ankunft in unserer Heimat ist der Höhepunkt.

Sie mag nur Dreißig Jahre alt sein, allerdings verleiht die letzte Etappe um die Stadt, die den Col d’Èze und die atemberaubende Kulisse der Côte d’Azur mit einbezieht, dem Rennen einen nahezu mystischen Status. Doch Covid nimmt auf gar nichts Rücksicht. In Diesem Jahr hat Paris-Nizza es nicht bis nach Nizza geschafft. Die letzte Etappe wurde geändert und die Fahrer haben Èze verpasst sowie das Finish auf der Promenade des Anglais.

Es erschien wie eine Pflichtvernachlässigung es dabei zu belassen. Eine bessere Idee war es, den fehlenden Straßenabschnitt selbst zu fahren und den Col, wenn auch nur für uns, zurückzuerobern. Wir planten hier und da Pausen an unseren Lieblingsplätzen ein, Stellen, an denen das Peloton normallerweise vorbeisaust. Vielleicht brauchten wir das, um auf diese Weise die Saison mental neu zu starten und um es uns zu ermöglichen, mit erneuerter Hoffnung in die Zukunft zu blicken.

Doch der Reihe nach - es sind lange, flache fünfzehn Kilometer bevor es auch nur ein Anzeichen davon gibt, dass es nach oben geht. Während manche Orte damit kämpfen den Winter loszuwerden, sind die Temperaturen hier bereits angenehm. Die Blaue See auf der einen Seite scheint nicht so recht zu der Kulisse der schneebedeckten Berge des Mercantour Nationalparks in der Ferne zu passen. Sie erinnern uns daran, was kommen wird, und der erste Anstieg ist Côte de Levens.

Das erste, auf einem Hügel thronende Dorf (link to:/la-gazette/ride-of-the-month-july/) des Tages ist Roquette du Var, das fünfhundert Meter weiter oben liegt und eine Aussicht über das Var-Tal bietet, die niemals enttäuscht. Nun folgen zehn Kilometer einer ziemlich leichten Talfahrt und dann geht es hinauf nach Levens, das über seinen eignen Schatz an berühmten Aussichten verfügt. Die Route verläuft weiter nach Mont Ferion und einem der Lieblings-Gravel-Gelände. Nach einer scharfen Linkskurve ist es wieder an der Zeit zu klettern.

Hier treffen wir auf geringe Bewölkung und einen Temperaturabfall, der aber für den fünf Kilometer langen Abschnitt mit vier Prozent Steigung durchaus willkommen ist. Voraus liegen die Ruinen von Chateauneuf-Villevielle, die einen kurzen Umweg wert sind, wenn Sie Zeit haben. Der unebene Untergrund mag Sie abschrecken, allerdings, um zu pausieren und zu sinnieren, und wenn auch nur für eine kurze Weile, ist der Platz unschlagbar. Hier treffen Gegenwart und Vergangenheit aufeinander und auch die noch ungewisse Zukunft. Ignorieren Sie die Autos, die ihr lautes Zeugnis zur Wahl des Ziels abgeben und Lernen Sie den Mont Macaron, ein weiteres Wunderland oberhalb von Nizza, mit all Ihren Sinnen kennen. Ein Muss für alle die, die Gravel lieben.

Mit der Höhe kommt die Kälte und eine Windjacke reicht gerade noch für den Abstieg nach Contes zu dieser Jahreszeit aus. Glücklicher Weise hat der Anstieg nach Peille einen Steigungsgrad von sieben Prozent. Das ist mehr als genug, um jede Extremität wieder aufzuheizen.

Machen Sie im Dorf halt, um Ihre Trinkflasche aufzufüllen. Schlendern Sie in den engen Straßen, wenn Sie es nicht eilig haben. Hören Sie wie die Kirchturmuhr die Uhrzeit schlägt und widerstehen Sie der Versuchung ein paar Minuten im Sonnenlicht neben dem Springbrunnen zu verweilen, oder auch nicht. Wenn Sie fertig sind geht es wieder herunter in Richtung La Turbie, wo sich die Felsvorsprünge erheben und abermals die Versuchung steigt anzuhalten, um dies als Fotomotiv zu nutzen. Weiter unten steht der Wegweiser nach Saint Agnes, eine Erinnerung daran, dass der Col de la Madone nur unweit entfernt liegt. Allerdings muss dieser Bergpass auf einen anderen Tag warten.

Der Bergkamm oberhalb von Monaco führt uns zum Col d’Èze und auch zurück in unsere Welt. Die Wärme kehrt zurück und die Küstenlinie taucht im Glanze der Dämmerung auf. Von hier oben sieht dieser Teil der See gut genug aus, um in ihn einzutauchen. An dieser Stelle hatten wir geplant, das diesjährige Rennen zu beobachten, auf dem Col des Quatre Chemins, auf dem das Peloton zweimal vorbeigezogen wäre mit einem garantierten Spektakel. Doch sollte es in diesem Jahr nicht sein, die Radrennfahrer werden im nächsten Jahr zurückkehren und wir werden da sein, um sie zu sehen.