VON DEN RÄDERN ZU DEN WELLEN: SURF-SESSIONS IM MITTELMEER

Ein Sturm der Begeisterung weht an diesem Nachmittag durch die Büroräume von Café du Cycliste in Nizza. Ein starker Wind, der letzte Nacht zu wehen begann, ist dafür verantwortlich. Wenn der bekannte Mistral über dem Vartal auftaucht, hält es die fähigen Seeleute des guten Schiffs CDC nicht in ihren Sitzen.

Dank des lebhaften Mistrals (der Name des nordwestlichen Windes, der vom Ventoux bis nach Marseille gehört werden kann) baut sich ein Seegang auf, der gegen die italienische Küste drückt, wobei die daraus resultierenden Wellen an der Küste der Riviera brechen und perfekte Röhren bilden.

An den Bildschirmen ihrer Computer arbeiten die Jungs nicht mehr mit 100%iger Konzentration an ihren alltäglichen Aufgaben. Sie blicken heimlich auf eine App im Hintergrund, die es ermöglicht, in Echtzeit die Formation der Wellen zu beobachten und zu erkennen, wenn sie surf-bar sind.

Simultan laufen Bilder von Webcams, die an strategisch wichtigen Punkten entlang der Küste platziert wurden. Die Spannung ist greifbar. Die Jungs haben diesen Ausflug geplant, und im Korridor, wo die Kollegen ihre Fahrräder abstellen, sind Surfboards aufgetaucht und liegen geduldig darunter

Wir sind daran gewöhnt diese Männer auf ihren Bikes zu sehen, weniger auf Surfboards. Auch haben sie nicht gerade den Ruf auf ihren Zweirädern „herumzutrödeln“. Marvin ist für viele Jahre im französischen Cross-Country-Mountainbike-Team gewesen und gewann zweimal den Vize-Meisterschaftstitel, bevor er zu Xterra wechselte und die Junior-Weltmeisterschaftsmedaille gewann.

Auf einem Mountainbike kann er so gut wie alles machen, während er auf einem Straßen-Rennrad auch nicht wirklich von seinen Kollegen übertroffen wird. Rémi gewann 2022 den Ironman 70.3 in Nizza in der Kategorie Amateure und wurde gerade in St. George in Utah zum Vizeweltmeister gekrönt.

Es besteht keine Gefahr, dass wir mit unserer Arbeitszeit pfuschen, doch halten die beiden Seemänner an diesem Nachmittag die zitternden Zeiger der Hauptuhr ungeduldig im Blick, bis diese Fünf schlägt. Zu dieser ausgemachten Zeit greifen die beiden ihre Surfbretter, schmeißen sie in den Van und steuern in Richtung der Wellen. Das Ziel ist, so schnell wie möglich in die Nähe des Strandes zu gelangen. Zwei oder drei Knabbereien werden aus Schrank und Kühlschrank gerissen und dann werden die beiden die Nacht an der See verbringen, eingelullt vom Rauschen der Wellen. Sie hören aufmerksam zu, ob das Geräusch ihres Krachens auf den Kieselsteinen zunimmt, wenn der Tagesanbruch naht.

Um sieben Uhr morgens steht das Frühstück bereit: Die erste Welle zu surfen, ist als ob man seine Spuren im frisch gefallenen Schnee hinterlässt. Die Wellen brechen noch nicht ideal, doch ist es besser, die Ersten im Wasser zu sein und die Wellen zu reiten, wenn sie kurz davor sind zu brechen. Die idealen Wellen werden bald kommen mitsamt dem Spektakel und dem Vergnügen, das sie bieten werden und sie werden die Reise wert sein.

WEITERE TOUREN