La Lozère - dem Höllenhund auf der Spur

Das Department Lozère liegt im Zentralmassiv und ist typisch für la France profonde, das tiefe, ländliche Frankreich. Seine spärliche Bevölkerung und seine kleinen verschlafenen Dörfer sowie die wilde Landschaft, all das fühlt sich an, als sei man in einer anderen Welt. Die vulkanische Geologie des Departments samt seiner großen Höhe machen es berauschend und lassen es beinahe prähistorisch erscheinen. In den Bergen gibt es tatsächlich wildes Leben. Doch warum ist die Gegend so verlassen?

Wenn man hier tourt, fühlt man die Last von etwas Mysteriösem, etwas Mächtigem. Immer dann, wenn sich die Möglichkeit ergab, wichen wir auf Gravel-Strecken aus, und da wir im Januar fuhren, rechneten wir mit Schnee und Eis. Dies führte uns in tückisches Terrain, das es zeitweise unmöglich machte, eingeklickt in den Pedalen zu steuern. Gemeine Kaltluftböen kniffen in unsere Beine und ließen unsere Finger schmerzen.

The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail

Doch fuhren wir vier mit dieser nervösen Energie, die daher rührt, dass wir im Winter in der Wildnis sind und auf der Route entlangpoltern, als hätten wir uns jagende Höllenhunde hinter uns. Das Adrenalin hielt uns in Bewegung, und wir fingen an, unseren Rhythmus zu finden und wurden von Ideen und Geschichten abgelenkt. Es gab eine Geschichte, die im Verborgenen lauerte und nur darauf wartete, von uns erörtert zu werden: Die Bestie des Gévaudan.

Die Legende besagt, dass im Juni 1764 ein junges Bauernmädchen, während sie ihre Herde in Gévaudan (dem heutigen Lozère) hütete, von einer wolfähnlichen Kreatur schlimm zugerichtet und getötet wurde. Das Hüten von Schafen ist auch zu den besten Zeiten ein gefährliches Geschäft, allerdings war dieser Angriff brutal. Daraufhin gab es weitere Sichtungen, Attacken und Tote, wobei jedes Ereignis darauf hindeutete, dass das kein normales Tier war.

Die Menschen von Gévaudan waren traumatisiert, während die Attacken immer öfter vorkamen. Capitaine Jean Baptiste Duhamel, der Befehlshaber der Infanterie bei Clermont-Ferrand versuchte die ortsansässigen Bauern zusammenzutrommeln, um dieses mysteriöse Raubtier zur Strecke zu bringen. Jedoch wurde berichtet, dass die zurückhaltenden Freiwilligen nicht an das Tier herankamen, da es überlegen listig war und weil seine Verfolger aufgrund der furchterregenden Erscheinung der Bestie förmlich erstarrten. Vielleicht waren die Jäger auch deshalb nicht erfolgreich, weil Sie keine Karbonrahmen, 40 mm Reifen und Scheibenbremsen zur Verfügung hatten, um damit die besagte Kreatur zu jagen.

The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail

Duhamel beschrieb diese schreckenerregende Bestie als so groß wie ein Pferd und mit rotem und schwarzem Fell. Ein weiterer Zeuge behauptete, dass das Tier auf den Hinterbeinen gehen und dass seine Haut sogar Musketenkugeln standhalten konnte.

Es wurde auch berichtet, dass einige Freiwillige, in einem verzweifelten Versuch die Bestie anzulocken, sich als Frauen verkleideten. Tatsächlich geht die Legende noch weiter und besagt, dass es so schwierig wurde la Bête de Gévaudan, die Bestie des Gévaudan zu fangen, dass König Louis der 15. sogar seinen persönlichen Leibwächter François Antoine schickte, um der geschwächten örtlichen Bevölkerung zu helfen. Allerdings konnte auch Antoine die Bestie nicht erlegen.

War es ein riesiger Wolf, vielleicht ein Rudel Wölfe, ein entkommener Tiger aus dem Zoo, oder war es ein blutrünstiger Werwolf-Bauer? Manche Historiker behaupten, dass die Geschichte von den royalistischen Zeitungen fabriziert wurde, um Unterstützung für den König im ländlichen Frankreich zusammenzutrommeln.

The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail
The Lozère: Hellhound on the Trail

Wir erzählten die Legende, um den Hunger, der sich schnell in unseren Bäuchen bildete zu verkörpern sowie die Dunkelheit, die viele Radfahrer heimsucht, wenn ihr Energielevel niedrig ist. Folglich fuhren wir so schnell wie möglich, nachdem sich unser Wissen über diese schreckliche Geschichte erschöpft hatte auf befestigten Wegen zu unserer Unterkunft, um unsere eigene Bestie zu sättigen.

Im Oktober 1767 schoss ein ortsansässiger Bauer einen riesigen Wolf an und tötete ihn. Es wird gesagt, dass im Bauch des Tieres menschliche Überreste gefunden wurden. Vielleicht war das die Bestie, vielleicht aber auch nicht. Ein paar Leute sind überzeugt, dass die Bestie des Gévaudan einfach in den Hügeln verschwunden ist.

Sind wir an diesem Tag etwas schneller als gewöhnlich gefahren? Hat uns der Hunger übermannt? Im Zentralmassiv zu touren ist immer ein Abenteuer jenseits des Gewöhnlichen. Wenn Sie aber hier sind, vielleicht ohne Begleitung, fangen Sie an, sich Dinge vorzustellen. Der Gedanke, dass die Bestie hier lebt, macht diesen Ort noch etwas magischer, wenn auch etwas unheimlicher.

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