Santiago de Compostela: La Vuelta im Zeitalter der Kathedralen
Man sagt, dass das der heilige Jakobus der Ältere, einer der zwölf Jünger Jesus, in der Kathedrale von Santiago de Compostela seine letzte Ruhestätte gefunden hat, und am Fuße jener Kathedrale wird La Vuelta 2021 am 5. September enden.
Nach der Entdeckung der Gebeine des Apostels zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde Santiago de Compostela das Ziel einer der drei beliebtesten christlichen Pilgerfahrten nach Jerusalem und Rom. Ob nun die Anwesenheit der sterblichen Überreste dieses Apostels Legende oder Wahrheit ist (und darüber streiten sich Historiker noch heute), spielt keine Rolle dabei, dass der Jakobsweg sicherlich niemals so viele Besucher gesehen hat.
Jeder Pilger, der seine Odyssey nach Santiago de Compostela beendet, wird eingeladen sich eine Compostela, eine Pilgerurkunde abzuholen. Diese Urkunde steht allerdings nur denen zu, die die letzten 100 km zu Fuß oder auf einem Pferd zurückgelegt haben oder 200 km mit dem Fahrrad gefahren sind. Außerdem müssen die Pilger zweimal täglich pflichtbewusst ihre Pilgerausweise stempeln lassen.
2018 betraten mehr als 327 000 Menschen das Büro, das für die Ausstellung der Urkunden verantwortlich ist. Darunter waren mehr als 6 % Radsportler. Pilger auf dem Rad werden immer gewöhnlicher auf den Routen, die nach Santiago de Compostela führen. Denjenigen, die erfahren genug im Bikepacking sind, wird eine Jungfernfahrt garantiert, wie keine andere.
Just auf diesem berühmten Weg ausgehend von Frankreich fuhren wir für einen Tag mit anderen Radsportlern zusammen, die auch Santiago als Ziel hatten. Das Wort „Weg“ impliziert bereits, dass man eine Ausrüstung benötigt, die dem Terrain gewachsen ist. Gravel-Bikes sind die idealen Fortbewegungsmittel für diese Art Route, auf der Straße und Weg sich abwechseln. Natürlich ist eine Pilgerreise keine Tour wie jede andere. Für die meisten Leute, die diese Reise unternehmen, bedeutet Gehen aktive Meditation, und der Zielort ist eine spirituelle Suche.
Hier befinden sich Radsportler und Wanderer Seite an Seite – wir wechseln zwischen Straße und Weg auf den gewundenen Abschnitten, um die Ruhe der Wanderer nicht zu stören. Wir werden Zeuge des puren Enthusiasmus dieser Pilger und nehmen immer weniger wahr, dass wir tatsächlich an einem besonderen Platz Rad fahren. Also keinen unnötigen Krach, lediglich das Geräusch der Reifen auf Blättern und dem Grund. Wir flüstern beeindruckt von der Energie dieses Ortes.
Wir widmeten diesen 50 km langen Ausflug der Entdeckung dieses mythischen Platzes und der Begegnung mit anderen Radsportlern, die von diesem außerordentlichen Abenteuer angelockt wurden. Bei der Fahrt durch die Altstadt kommen wir am Fuße der riesigen, tausend Jahre alten Kathedrale an und können verstehen, warum dies ein so einzigartiger Ort für Besucher ist. Der Anblick der Rennfahrer, die die Spanienrundfahrt vor den Pforten der Kathedrale nach einem umkämpften Zeitfahren abschließen, sieht nahezu wie ein Anachronismus aus. Als die Route der Vuelta bekannt gegeben wurde, erklärte der Renndirektor: Man sagt, dass jeder Ort ein guter Ort ist, um den Jakobsweg zu beginnen, aber wenige Orte können mit einer ähnlich schönen Kathedrale aufwarten, wie die Kathedrale von Burgos, dem Startpunkt der langen Route für die 76. Austragung von La Vuelta. 21 Etappen von Burgos nach Santiago – von Kathedrale zu Kathedrale.
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