Das Finale der Gravel Earth Series – Annabel Fisher siegt souverän

Jetzt ist die Zeit gekommen. Das Finale der Gravel Earth Series setzt einen Schlusspunkt für das Café du Cycliste Gravel Team. Während einige Sportlerinnen weiterhin individuell an Wettbewerben in den Weltmeisterschaften teilnehmen werden, markiert dieses Finale den Abschluss für das Team im Jahr 2023. Es war eine Saison voller Höhepunkte und großer Dramen bei außergewöhnlichen Rennen, die rund um die Welt bestritten wurden: The Traka (Spanien), Migration Race (Kenia), The Rift (Island) Octopus (Schweiz). Jeder Wettkampf wurde auf herausforderndem Terrain gefochten, jeder scheinbar schwieriger als der vorherige.

Rein sportlich betrachtet waren einige dieser Rennen Erfolge, während andere minder gut verliefen und Anlass für Momente des Zweifelns boten. Doch all dies vereinte das Team, schweißte die Athletinnen nur noch enger zusammen und gründet sich auf ein gemeinsames Verständnis, das nur denjenigen zuteilwird, die die Geheimnisse höchster körperlicher und mentaler Anstrengung zu schätzen wissen. The Traka, dieses Rennen schien unendlich lange her zu sein, als es im April stattfand und den Beginn der Gravel Earth Series einläutete. Von diesem ersten Rennen an hatte die Amerikanerin Amity Rockwell ihre solide Führung in den Gravel Earth Series ausgebaut. Nun hätte es schon einer außerordentlichen Anstrengung bedurft, einer Kombination von Faktoren, eines „Schwarzen Schwans“, wenn man so will, um das Blatt in der Gesamtwertung zu wenden.

Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme
Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme
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Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme

Niemand sieht eine Möglichkeit außer Annabel Fischer, die Kapitänin des Café du Cycliste Teams, die mit Sicherheit in diesem letzten Event brillieren will. Sie ist gut vorbereitet und ihr Sieg beim Octopus-Rennen und ihre konstant hohen Platzierungen haben gezeigt, dass sie ihren Platz unter den Top 4 verdient. Sicherlich wird es einen Kampf geben, den man zumindest im Rückblick vielleicht sogar als eine herausragende Leistung bezeichnen wird.

Cardona in Katalonien, diese kleine Stadt strahlt geschichtlichen, kulturellen sowie mediterranen Charme aus. Sie ist bekannt für ihre Salzbergwerke, die einst zu den größten der Welt zählten. Davon übrig ist eine üppige, erdige Weite, die von langen weißlichen Spuren gezeichnet ist. Salz ist noch immer allgegenwärtig, doch scheint seine Gewinnung nicht mehr viele zu interessieren, was die verlassenen Anlagen bezeugen. Die beeindruckende mittelalterliche Burg der Stadt thront auf einem Hügel und überblickt das zerklüftete Terrain und die zahllosen Pfade, die einen regelrechten Abenteuerplatz für den Gravel-Radsport bieten. Ein beeindruckender Sturm erschütterte den Himmel tags zuvor und durchtränkte den bereits durchweichten Boden. Das Terrain verwandelte sich stellenweise in eine matschige Herausforderung, die den anspruchsvollen 189-km-Kurs mit seinen beeindruckenden 3100 Höhenmetern noch intensiver gestaltet.

Ein erster Anstieg von 1500 Metern erwartet die Fahrer und wird die Szene bestimmen. Auf einen langen flachen Abschnitt von nahezu 100 Kilometern werden 40 weitere Kilometer mit steilen Hängen diejenigen begrüßen, die immer noch im Rennen sind. Die mehr als 1600 Höhenmeter in diesem letzten Abschnitt werden Beine sowie Lungen testen und das Durchhaltevermögen auf die Probe stellen. Die Männer werden zuerst starten, und 5 Minuten später werden die Frauen die Verfolgung aufnehmen. Das Feld ist hart umkämpft, und nur die Besten der Gravel Earth Series sind hier, von denen mehrere zumindest einen Sieg im Verlauf der Gravel Series errungen haben. Für eine Handvoll von ihnen bleibt das Podium der Gesamtwertung ein Ziel und sie werden heute alles geben müssen.

Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme
Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme
Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme
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Nach dem ersten langen Anstieg zeichnet sich bereits ein grobes Muster ab. An der Spitze befindet sich eine Gruppe von drei Frauen, die um die Ränge kämpfen und Annabel Fischer befindet sich mittendrin. Dahinter bestreiten die anderen Teammitglieder ihren eigenen Wettkampf. Lydia fühlt noch immer den Effekt des 760 Kilometer langen Badlands-Races, sodass ihr ihre müden Beine zu schaffen machen. Isabelle hält ein gleichmäßiges Tempo bei und wird in den Bemühungen, diesen zermürbenden Tag zu meistern, nicht nachlassen. Dieses Rennen zu überstehen mit der Geschwindigkeit, mit der sie es fahren, ist eine Leistung, die von nur sehr wenigen erreicht werden kann. Maria kehrt bereits kurz nach dem Start zurück, ihr Herz schlägt wie wild und sie kann ihren Puls nicht senken - ein beunruhigendes Zeichen. Für sie ist es an der Zeit, ihren Körper zu schonen.

Nach mehr als 100 Kilometern der Strapazen und Mühen erreicht die Führungsgruppe die Verpflegungsstelle, an der alle Teams ihre Fahrerinnen beziehungsweise Fahrer unterstützen können. Annabel gehört immer noch zu den Ersten und hat Gutes zu berichten. Sie fühlt sich fit und die Abstimmung des Bikes scheint optimal. Nach dem Füllen der Flaschen, dem Schmieren der schwer beanspruchten Kette, geht es aufgeladen in den entscheidenden Abschnitt – die Führungsgruppe zögert nicht lange.

Es gilt ein Rennen zu fahren, und auf dieser letzten Etappe, diesem letzten Abschnitt, diesem Finale des Saisonendes beginnt die Magie zu wirken. Annabel zieht weg von ihren Mitstreiterinnen und baut ihre Führung aus, während die Steigung zunimmt und der Weg schier endlos nach oben führt. Als sie schließlich die Ziellinie überquert, hat sie erneut ihren Vorsprung ausgebaut.

Ends of the (Gravel) Earth, Annabel Fisher reigns supreme
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Dieses Finale zu gewinnen war keine Kleinigkeit, und sie schaffte es mit Stil und Anmut. Es wird viel gejubelt, es laufen Tränen der Freude und es wird viel gelächelt, genährt durch das Wissen um die große Anstrengung und das Opfer, das erbracht wurde, um Momente wie diesen zu erleben. Weiter hinten hat Amity Rockwell, die in der Gesamtwertung an der Spitze steht, zu kämpfen. Sie kommt schließlich als achte durchs Ziel. Kurz darauf ertönen die Lautsprecher und verkünden, dass Annabel Fischer die Meisterin der Gravel Earth Series geworden ist. Das kam unerwartet und war kaum zu glauben. Das Team feiert diesen perfekten Abschluss des Jahres, in dem seine Mitglieder Seite an Seite gelebt und gewirkt haben.

Gravel-Fahren ist faszinierend, ob es nun um ein Rennen geht oder einen kurzen Ausflug mit Freunden. Beim Rennfahren ist das Format an sich schon eine enorme Herausforderung. Das zeigt sich deutlich an der besonderen Atmosphäre bei den Veranstaltungen und an dem Zusammenhalt zwischen den Fahrern und allen Beteiligten. Positionen und Platzierungen oder Gewinnen und Verlieren sind nicht die einzigen Einträge, die am Ende jeden Tages verzeichnet werden.

Entschlossenheit, Hingabe und geradezu unerschütterliche Beharrlichkeit benötigt jeder, der diese unglaublich herausfordernden Rennen abschließen will. Sie sind und sie waren schon immer ein Rennen gegen sich selbst und gegen die anderen. Möge das noch lange so weitergehen.