TRÄUME OHNE ENDE | UNBOUND GRAVEL
Eine Erfahrung zu machen, von der man geträumt hat, kann oft enttäuschen oder man fragt sich, warum man sich so lange danach gesehnt hat. In unseren Köpfen bauen wir alle Facetten auf: die Landschaft, die Atmosphäre und sogar den Ausgang, aber ist es jemals wirklich so, wie wir es uns in unseren Träumen vorstellen?
Wir waren besorgt, dass wir Unbound Gravel in unseren Träumen zu sehr aufgebauscht hatten. Ist es nicht nur eine weitere sehr lange Radtour in einem Gebiet, das am häufigsten als Teil dessen bezeichnet wird, was die Menschen in den USA als "Flyover States“ bezeichnen, also "Überflugstaaten“?
Wie könnte dieses Rennen jemals dem Hype gerecht werden, der ihm vorauseilt? Nun, es wurde ihm gerecht.
Monatelange sorgfältige Vorbereitung führte zu diesem einen Samstag im Juni, an dem sich fast 5000 Radsportler auf ihr Abenteuer in den Flint Hills begaben, Geschichten schrieben und Erinnerungen mitbrachten, die ein Leben lang halten würden. Die Nervosität an der Startlinie war stärker und anders als bei anderen Veranstaltungen, doch als der Startschuss fiel, übernahmen der ach so vertraute Rhythmus und die Dynamik des Radrennens unsere Gedanken.
203 Meilen (ca. 327 Kilometer) in 10 Stunden und 13 Minuten zu fahren, war eine fast Zen-ähnliche Erfahrung. Niemals in einer Million Jahren hätte ich gedacht, dass ich zu dieser Tour, die ich bewältigt habe, imstande wäre, während ich die Schönheit meiner Umgebung wertschätzte, mit Menschen auf dem Weg in Kontakt trat und ein tiefgründigeres Erlebnis hatte als jemals zuvor.
Für Jess war die Tour von 108 Meilen (ca. 171 Kilometern) in 6 Stunden und 14 Minuten voller großer und kleiner Siege. Wenn man den ganzen Winter damit verbracht hat, für das persönliche Zielrennen zu trainieren, gibt es keinen Raum zum Aufgeben. Selbst dann nicht, wenn anhaltende Wadenkrämpfe einen ausbremsen wollen. Jeder Tropfen Schweiß wurde auf den staubigen Schotterpisten von Kansas vergossen, bis schließlich die Ziellinie in Sicht kam und mit ihr eine süße Erlösung, gepaart mit einem Sturm der Gefühle.
Haben wir Unbound am Ende überbewertet? – Nein! Mussten wir uns mit Kettenwechsler-zerstörendem Schlamm und außerweltlichen Wetterbedingungen auseinandersetzen? – Nein! Würden wir diese Veranstaltung jedem empfehlen, der sich selbst pushen und etwas wirklich Einzigartiges erleben möchte? – Absolut!
Die körperliche Leere, die man über die Ziellinie trägt, wird mit einer mentalen und spirituellen Fülle beantwortet, die nur von denen erlebt und verstanden werden kann, die dieses Ereignis abgeschlossen haben. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen, um diesem erfüllenden Gefühl erneut nachzujagen.