Gestaltung der Seine-Route – Sophie Gateau
Ein Fluss lädt zum Reisen ein. Das sich schlängelnde Flussbett bietet eine Million Geschichten und für manche den Lebensunterhalt. Die Seine ist wie ein majestätischer Leitfaden hin zu neuen Orten. Die Seine-Route ist 859 Kilometer lang. Wir sind ein Trio von Reisenden: zwei aus Paris und eine Dijonerin; Sophie, Pierre-Charles und Camille.
Der Wunsch, ein Abenteuer zu bestreiten, das für Gravel- und Bikepacking-Enthusiasten zugänglich ist und entlang der Seine führt, brachte uns zusammen. Wir wollten auch irgendwie Teil der Landschaft werden. Da es sich um ein langfristiges Projekt handelt, wurde bei seiner Planung nichts dem Zufall überlassen.
There is a bike lane that runs along the Seine, intended for cyclists, but our objective is to establish an alternative route, using rustic paths and roads, suitable for a gravel route from Dijon up through Paris to Le Havre at the river’s mouth. One that allows divergences from the banks of the river to better return there later, to find a point of view in height or to escape the motorised traffic. The route less taken.
Der Weg beginnt in Dijon, der historischen Hauptstadt von Burgund, von wo die Quellen der Seine nur wenige Kilometer entfernt liegen. Der symbolträchtige Start dieses Abenteuers ist die Skulptur der Göttin Sequana, der Nymphe der Quellen des Flusses. Sie wird unsere Muse sein. Der östliche Teil der Route zwischen Paris und Dijon wurde direkt von einem Bikepacking-Event inspiriert, der von Pierre-Charles organisiert und geleitet wurde.
Es ist Juli und es reizt uns, diesen Abschnitt der Seine-Route zu erkunden und so fahren wir für ein paar Tage gemeinsam und mit guter Laune. Nach ein paar Anpassungen an die existierende Route müssen wir nur noch die Hälfte der vollen Distanz, von Paris nach Le Havre aufzeichnen.
Wir nutzen die langen Winterabende, um die verbleibenden 400 Kilometer zu finden. Wir können uns auf gut dokumentiertes Kartenmaterial stützen, um uns vorzustellen, wie wir durch Paris fahren, jedoch bleibt der Rest der Route abstrakt. Trotz einer intensiven Studie der Karten und der Empfehlungen, die von anderen Usern auf Komoot hinterlassen wurden, sowie der Liste an Sehenswürdigkeiten der unterschiedlichen Regionen, die unsere Route durchquert, müssen wir in unter realen Bedingungen testen, ob das, was wir uns vorgestellt haben, unsere Erwartungen erfüllt.
Die erste wichtige Aufklärungstour findet Mitte Dezember statt und zwar in entgegengesetzter Richtung. Vom Hafen von Le Havre bewegen wir uns südöstlich nach Mantes-la-Jolie. Die Tage sind im Winter kurz und die Temperaturen liegen im Minusbereich. Das Schauspiel des Frosts auf den Feldern der Normandie samt dem Nebel, der aus dem Fluss aufsteigt, erfreut uns jeden Tag aufs Neue, allerdings trotz der beißenden Kälte. Wir fahren gegen den Strom entlang unbekannter Wege und Pfade und Paris ist unser Ziel.
Das Gros des Terrains, das wir uns anhand der Betrachtung von Bildschirmpixeln vorgestellt hatten, entpuppt sich als das, was wir erhofften. Doch müssen ein paar Teile der Route komplett neu erfunden werden. Unsere Methode besteht darin, unsere Smartphones zu zücken, die Karte auf der Komoot-App zu analysieren, uns aufzuteilen, sodass jeder einen anderen Weg erkundet, um uns einige Kilometer später wieder zu treffen und uns dann über unsere Eindrücke und Gefühle auszutauschen. Wenn die alternative Route technisch zu anspruchsvoll ist, verwerfen wir sie, wenn sie zu einfach oder langweilig ist, machen wir weiter, indem wir nach einer anderen Route Ausschau halten. Für einige Abschnitte dieser Erkundung sind mehr als vier Durchgänge von Nöten, bis wir zufrieden sind.
Die Seine ist einem ständigen Wechselspiel zwischen freier Natur und Landschaften, die so viele moderne Maler inspiriert haben, sowie brutalen Fabriken und der Industrie, insbesondere der Ölindustrie, ausgesetzt. Auf dem Abschnitt, den wir von Le Havre aus unter die Lupe nehmen, sind es die Raffinerien und Öltanker, die zunächst die Landschaft prägen. Die Seine ist an ihrer Mündung sehr breit und die Brücken, die sie überspannen, sind recht vereinzelt. Wir entscheiden uns dafür, die Seine mithilfe der Fähren zu überqueren, die Fußgänger, Radfahrer und Autos von einem Ufer ans andere transportieren. Mit dem Boot überzusetzen, eröffnet der Reise eine neue Dimension mit einem anderen Reisetempo und verbindet uns mehr mit dem Fluss der Seine.
Ein Fluss höhlt eine Landschaft aus, er formt sie. Die Seine hat den Kurs unserer Tour wundervoll gestaltet, der uns abwechselnd auf Treidelpfade und Waldwege auf den Plateaus am oberen Ende des Ufers führt. Die normannischen Dörfer mit ihrer typischen Architektur und strohgedeckten Dächern erscheinen auf diesen Klippen. Sie bieten uns zugleich willkommene Pausen in den Dorfcafés. Gegen Ende des Frühlings und nach mehreren Erkundungsreisen ausgehend von Paris, um die neusten Routenoptionen auszuloten, steht der Kurs schließlich fest.
An einem Wochenende fahren wir zusammen mit ein paar Freunden die Route “blind“ ab, folgen also dem gesamten Kurs ohne Abweichungen, um auch die letzten Modifikationen zu bewerten und die ersten Eindrücke von anderen Bikepacking-Enthusiasten zu erfahren. Die Vegetation hat sich drastisch seit dem Winter verändert, seit diesen kahlen und frostigen Wintertagen. Wir entdecken die von uns mit der Hand gezeichnete Route mit übersprudelnder Freude wieder, den Kurs, den wir mit Körper und Geist gestaltet haben, wie die Statue der Sequana. Alle sind begeistert von den Kilometern, die sie mit unserer Hilfe entdeckten. Jetzt können wir endlich die Route veröffentlichen. Mission erfüllt.
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