Radsport und Kreativitet: Izu Ani
Izu Ani hat die Angewohnheit wie magisch im Café du Cycliste im Hafen von Nizza aufzutauchen. Wenn er hereinkommt füllt er den ganzen Raum mit seiner Energie und seinem Charisma und verändert die Stimmung unmittelbar. Es gibt diese Leute, die eine gewisse Dosis Energie ausstrahlen, und er ist einer davon. Er ist wie ein heiteres Heilmittel für alle, die ihn treffen. Er gibt viel, mehr als er nimmt. Er trägt Shorts und Jersey, während der Helm auf seinem Kopf festgezurrt ist. Eine farbenfrohe Brille balanciert auf seiner Nase. Sein Radsport-Outfit macht uns alle gleich. In diesem Outfit ist Izus Leben über jeden Verdacht erhaben. Er blüht auf.
Izu Ani ist ein sehr bekannter Koch an der Côte d’Azur. Er arbeitete mehrere Jahre im Bastide Saint Antoine, einem Restaurant mit zwei Michelin Sternen in der Region von Grasse. Dann eröffnete er zwei La Petit Maison Restaurants in Dubai und Gaïa in Monaco, dieses monegassische Restaurant dessen Besitzer er ist. Trotz seines internationalen Rufs bleibt für viele Menschen der Werdegang von Chefkoch Izu eine großartige Erfolgsgeschichte dieser Region.
Wir haben ihn in Dubai besucht, um das Phänomen zu erleben und verstanden, warum seine kulinarische Kreativität die Welt erobert. In den Emiraten zählt Izu zu der Prominenz. Ein paar der schönsten Restaurants der Stadt gehören ihm. Er vervielfältigte die ohnehin schon zahlreichen Gourmet Franchise-Lieferdienste erfolgreich, und 1500 Menschen arbeiten inzwischen für ihn. Er ist dabei ein Imperium aufzubauen, während das Motto seines Erfolges gleichbleibt: Er geht keine Kompromisse ein bei der Qualität von all dem, was er kreiert.
Seine Personalität steht weder im Widerspruch zu seinem Erfolg, noch zu seiner Kreativität. Zwischen zwei enormen Lachern wird Izu wieder sehr ernst, um uns zu erzählen, wie er den berüchtigten Hamburger, das Symbol von Fast Food überdenken will, um ihn in ein echtes Qualitätsgericht zu verwandeln. Er erzählt nochmals über seinen Extremismus, wenn es darum geht Brot gesünder zu machen, über seine exakte Auswahl von Fleischsorten und Gemüse sowie über seine Leidenschaft kraftvolles und fruchtiges Olivenöl zu erhalten. Dafür ist er so weit gegangen, dass er seine eigenen Olivenhaine samt Mühle in Griechenland gekauft hat.
Chefkoch Izu erfindet ständig Neues für sein Restaurants. Seine Speisekarten sind Universen des Geschmacks. Er hat alle möglichen Küchen der Welt besucht und arbeitet mit italienischem, orientalischem, japanischem, mediterranem, griechischem, koreanischem und natürlich mit französischem Einfluss… Hyperaktiv ist er immer auf der Suche nach neuen Ideen und neuen Konzepten. Sein Fahrer bringt ihn von einem Restaurant zum nächsten, um die Gerichte auf der Speisekarte zu probieren, neues Verpackungsdesign auszusuchen, den Bau von seinem neuen Restaurant zu begutachten, in das man direkt mit dem Auto hineinfährt …“Ich bin der erste der das macht, und hier wird das ein phänomenaler Erfolg.“
Er trägt Jeans und ein schwarzes T-Shirt, Sneakers an seinen Füssen sowie ein Barett auf seinem Kopf. So besucht er seine Küchen und begrüßt immer jeden seiner Mitarbeiter mit der gleichen Aufmerksamkeit. Er umarmt manche, meckert mit anderen und ist doch immer heiter, unermüdlich mit dem immer selben Lächeln, wobei er immer die gleiche überwältigende Energie übermittelt.
Unter alldem misst Izu den Momenten, die er auf seinem Rad verbringt, große Bedeutung zu. Dies ist der ganz besondere Weg, den er wahrnimmt, um sein Leben auszugleichen. In Dubai kann man zu jederzeit des Tages fahren, oder aber in der Nacht, um der Hitze zu entkommen. Der Radsport ist ein Weg, den Tag gut zu beginnen.
„In die Pedale zu treten bedeutet zu reisen. Das habe ich immer gebraucht. Ich fahre vier bis fünf Mal die Woche und wenn ich alleine bin bis zu 90 % der Zeit. Dies ist meine Zeit zu pausieren und zu meditieren. Ich lasse mich gehen. Ich liebe diese Momente, denn dann stehe ich mir selbst gegenüber, und ich konzentriere mich neu. Das ist absolut notwendig für mein Leben. Oftmals fahre ich alleine für ein oder zwei Stunden. Das ist die Zeit, die ich brauche, um aus der Hektik zu entfliehen.“
Alles in Izus Leben scheint bis auf die Millisekunde abgestimmt zu sein, jedoch ist der heilige Moment des Fahrens eine Zeit der totalen Loslösung. Also fragten wir ihn über den Prozess des Kreierens und ob der kreative Gedanke beim Radfahren freigesetzt wird. Er zögert nicht:
„Genau da passiert es. Der erste Schlüssel zur Kreativität ist die Loslösung und das Gehenlassen. Ich sage, dass der Radsport eine Reise ist, weil es jemanden Dimensionen verändern lassen kann und man nahezu seinen Körper verlässt. Erstaunlicherweise erlaubt einem dieser Moment viele Dinge zusammenzuführen und Zugang zu einer Form von Klarheit zu bekommen. Dies ist eine Ressource, die man zu ignorieren scheint, wenn man nicht für den Moment lebt. Ich kombiniere mental Geschmacksrichtungen mit Aromen, wenn ich auf dem Rad sitze, und mir kommen in der Zeit die originellsten Ideen. Ich bin oft davon überzeugt, dass diese Kombinationen funktionieren können, und kann es oft gar nicht mehr abwarten endlich anzukommen und zu experimentieren.
"Sobald ich vom Rad steige, greife ich zu meinem Telefon und rufe mein Restaurant an, um mein Team zu bitten, das Grundlegende vorzubereiten und die Zutaten zu finden. Ich will nicht, dass die Idee verschwindet. Ich komme an meinem Arbeitsplatz an und konkretisiere das Rezept. So funktioniert es beinahe jedes Mal. Das ist großartig.“
Dann stößt Izu wieder ein großes Lachen aus, gefolgt von einem enormen Grinsen, und man realisiert, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die das Leben anpacken, und seine Form verändern."
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