WEIHNACHTEN IN DER PROVENCE: DIE KRIPPENSPIELE IN DER GEMEINDE LUCÉRAM
In der Provence dauert die Weihnachtszeit viel länger. Sie fängt am 4. Dezember, dem Gedenktag der heiligen Barbara an und dauert bis zur Darstellung des Herrn am 2. Februar, dem vierzigsten Tag nach Weihnachten. In diesen festlichen Tagen ist es Zeit für viele örtliche Traditionen und Gebräuche. Dazu gehören die Pflanzung von „Weihnachtsweizen“ in drei Tassen am Gedenktag der heiligen Barbara sowie ein spätes „großes Weihnachtsabendessen“, einem speziellen Diner mit dreizehn Nachtischspeisen, die gegessen werden, bevor man zur mitternächtlichen Weihnachtsmesse an Heiligabend und auch zu den Weihnachtsmärkten aufbricht.
Eine der schönsten Traditionen, für die die Provenzalen über die Jahre berühmt geworden sind, sind die Krippenspiele und „Les Santons“, die kleinen Heiligen, die in den Dörfern beliebter geblieben sind als in den Städten. Ein paar Kilometer von Nizza entfernt, auf der Straße, die zum Turini-Pass führt, liegt das kleine Dörfchen Lucèram, das sich strategisch gelegen auf einem Berghang befindet und in dem die Krippenspiele zu einer wundervollen Tradition für seine Einwohner wurde. Das Dorf ist das Ziel unserer Tour des Monats im Dezember.
Marie und Audrey verlassen das Café am Hafen von Nizza an diesem ersten Wintertag und schauen sich den wenig verlockenden Himmel an. Heute könnte es sowohl Regen als auch Schnee geben, wobei der Schnee bereits sichtbar die weit entfernten Gipfel am Rande des Mercantour Nationalparks bedeckt. Ihre Route wird Sie zum Saint Roche Pass führen, jedoch zunächst hinauf in das Paillon-Tal, in dem sie Bendejun und Coaraze erreichen werden. Coaraze ist das letzte Dorf vor dem Col de Saint Roche. Ausgehend vom Hafen von Nizza ist das ein Anstieg von über 1000 Höhenmetern, bevor sie mit den Händen fest am Unterlenker die Talfahrt zum mittelalterlichen Dorf Lucéram angehen. Das Dorf ist zu dieser Zeit voller Leute und das aus gutem Grund.
Nach Bendejun führt die „Route du Soleil“ Radsportler durch sehr variierende Landschaften. Kurz nach Verlassen der Küste wird es viel kälter. Als die Fahrerinnen mit ihren Bikes die Ufer des Flusses und das dichte Unterholz des Waldes zwischen Contes und Bendejun erreichen, fängt es zudem an feucht zu werden. Dann, auf den letzten 10 Kilometern, wird die Atmosphäre viel mediterraner, während die imposanten Bäume verschwunden sind und von einer felsigen Landschaft mit einer viel trockeneren und viel spärlicheren Vegetation abgelöst werden.
Ein paar hundert Meter vor dem Pass stellt es immer zufrieden, einen Blick zurückzuwerfen und die dichten Haarnadelkurven zu beobachten, die gerade auf großartige Weise erobert wurden. Diese Route ist noch ein weiteres Wunder des Radsportparadieses, das das Hinterland von Nizza zu bieten hat.
Es hört sich so an, als würde ein kontinuierlich ansteigender Tumult auf Sie zukommen, wenn Sie sich dem winzigen Dörfchen Lucéram nähert. Das Gelächter und laute Kinderspiele schallen durch die engen Gassen und bestätigen das Gerücht, dass der Krippenspielzug von Lucéram, der „Circuit des Crèches“ seine Besucher in seinen Bann zieht. Dies ist ein einmaliges und magisches Spektakel und mehr als 450 Krippenspiele in unterschiedlichen Formen und Größen werden ausgestellt. Sie werden von den Ortsansässigen hergestellt und können in jedem Winkel des Dörfchens entdeckt werden. Dieser Ort ist einzigartig, denn die gesamte Bevölkerung scheint sich der individuellen Ausdrucksweise und Kreativität hinzugeben.
Die Tradition der ersten Krippenspiele, die die Santons nutzten, scheint bereits im 13. Jahrhundert von Franz von Assisi eingeführt worden zu sein, der 1223 vor dem Feiern der Weihnachtsmesse ein Krippenspiel in einem italienischen Dorf organisierte. Es geht darum die Geburt Jesu vor mehr als zweitausend Jahren in einem Stall in Bethlehem, einer kleinen Stadt, die 10 Kilometer vor Jerusalem liegt, zu rekreieren. Diese biblische Geschichte handelt von Maria und Josef, den Eltern Jesu, die keinen Raum zum Schlafen fanden, und denen schließlich Zuflucht in einem Stall gewährt wurde, in dem Maria Jesus in einer Futterstelle gebar, welche durch die Krippe repräsentiert wird.
Diese bemerkenswerte historische Schilderung umfasst Schäfer und die heiligen drei Könige, die gekommen waren, um das neugeborene Kind anzubeten. Allerdings sieht man hier in der Provence ein anderes Krippenspiel, mit kleinen handgemachten Figuren, den Santons, die den Dorfbecker, Imker, Fischer und weitere Dorfbewohner der Region darstellen und das provenzalische Leben in dem Krippenspiel mit einbeziehen. Das resultierte darin, dass die Santons das Provenzale Symbol für die Weihnachtszeit geworden sind. Die kleinen Miniaturfiguren aus Ton, werden von ortsansässigen Künstlern angefertigt. Ganze Messen und Märkte sind nur ihnen gewidmet, wenn sich die Weihnachtsferien nähern.
In den engen Kopfsteinpflasterstraßen und den mittelalterlichen Bogengängen von Lucéram sind die Krippenspiele praktisch überall. Audrey und Marie beschließen von ihren Rädern abzusteigen und tiefer in das Dorf hineinzugehen, um sich das genauer anzusehen. In allen Ecken und Winkeln des Dorfes gibt es Krippenspiele: auf den Fensterbänken, an den Brunnen, auf den Veranden sowie hin und wieder in ganzen Kellerräumen, Kapellen und sogar im kommunalen Ofen.
Die kleinsten Figuren fänden in der Nussschale einer Haselnuss oder in einer Auster Platz, während die größten mehrere Meter lang sind und nur in einen ganzen Raum oder auf den Dorfplatz passen. Dies ist eine außergewöhnliche und magische Schau einer gemeinschaftlichen Feier, die freundlich und einladend ist.
Mit dem Geruch von Glühwein und geschmorten Gnocchi, der in der Luft schwebt, ist es an der Zeit, nach Nizza zurückzukehren. Die großzügigen Portionen an Gnocchi und Wein, die hier serviert werden, sind ein gutes Omen für diese ungewöhnliche Talfahrt. Unglücklicherweise hat es begonnen bitterkalt zu werden, so dass Marie und Audrey schnell zurück in Ihren Wohnort nach Nizza fahren müssen.
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