Die Tour des Monats: Juli
Diesen Juli lässt uns die Tour des Monats die Punkte abfahren, die die auf den Bergen gelegenen Dörfer des arrière-pays niçois, des nizzaischen Hinterlandes, verbinden. In Frankreich würden wir das als „parcours des villages perchés” bezeichnen.
Es gibt schöne französische Dörfer und dann gibt es noch wirklich schöne französische Dörfer. Ihre reine Anzahl führte zur Erfindung eines Systems zur Kategorisierung der Crème de la Crème als: „Les Plus Beaux Villages de France“, als die schönsten Dörfer Frankreichs. Lediglich 20 % der Bewerber werden mit diesem privilegierten Status belohnt. Im Departement Alpes-Maritimes gibt es drei davon, und zwei liegen an Radsport-Anstiegen. Plötzlich liegt eines dieser Dörfer inmitten dieser Tour, auf dem weniger beliebten, aber nicht weniger schönen Col St Roch.
Als erstes Glied in der Klette von Dörfern fahren wir nach Falicon. Es liegt direkt im Norden von Nizza und thront auf einem Ausläufer des Mont Chauve auf der Route des Villages Perchés (Der Straße der auf Bergen gelegenen Dörfer), die von den örtlichen Behörden geschaffen wurde, damit Touristen an diesem Abenteuer teilhaben können. Radsportler entscheiden sich für eine andere Route, um leere Straßen zu finden.
Wir fahren von Falicon herunter und folgen dem Tal bis nach Tourettes-Levens, bevor wir zum Col de Châteauneuf abbiegen. Die westliche Seite des Passes ist ein schaffbarer Anstieg über 5,5 km und einer durchschnittlichen Steigung von 5 %. Das Dorf, das dem Pass seinen Namen gab, Châteauneuf-Villevieille ist ausgerechnet eines der Dörfer, die sich nicht direkt auf einem Berg befinden. Die Ruinen oberhalb des Col de Châteauneuf sind Zeugen eines früheren, höheren Lebens. Als einmal die Gefahr der barbarischen Zeiten vorbei war, zogen seine Bewohner um und bebauten tiefergelegenes Weideland, in dem Olivenbäume und Zitronenhaine aufgrund des mediterranen Klimas gedeihen.
Die Route führt weiter durch das Dorf. Die Haarnadelkurve mit dem croix de fer an seiner Innenseite, einem christlichen Kreuz aus Metall, bietet eine Aussicht bis zurück ans Meer auf ihrer Außenseite. Dies ist einen Instagram-Augenblick wert. Weiter unten kommt der nächste Ort in Sicht: Contes thront auf den Felsen des Paillon-Tals. Von hieraus folgen wir dem Tal bis zur Route du Soleil.
Diejenigen, die auf die bornes, die Kilometersteine achten, kurz nachdem sie unterhalb der Klippe vorbeigefahren sind, auf der Conte thront, werden bemerken, dass es noch 20 km zum Col Saint Roche sind. Es geht noch weit nach oben. Glücklicherweise ist das ein Anstieg in zwei Hälften, in deren Mitte Coaraze liegt.
Die Recherche im Internet ergibt keine Erklärung, warum die Straße nach Coaraze als Route de Soleil, also „Sonnenstraße“, bezeichnet wird. Allerdings liefert eine Fahrt auf dieser Route zahlreiche Hinweise. Im Juli sorgt hier die Sonne für eine heiße Straßenfahrt. Sie scheint hier mit einem Licht, das Künstler inspiriert. Im Dorf selbst gibt es Sonnenuhren, die von einer Reihe von Künstlern einschließlich Jean Cocteau entworfen wurden. Die Sonne hilft aber nicht nur dabei die Uhrzeit zu bestimmen, sie badet und nährt auch Mimosen, Olivenbäume, Zypressen, Eichen, Kastanien und Kiefern. Cocteau selbst sagte einmal: „Die Côte (d’Azur) ist das Gewächshaus, in dem die Wurzeln wachsen. Paris ist das Geschäft, in dem die Blumen verkauft werden.“
Die Brasserie, die Bäckerei, des Dorfes ist der perfekte Ort für eine Pause bei einer kühlen Orangina (Orangen-Limonade) und geradewegs über die Straße gibt es einen Brunnen, an dem man seine Trinkflasche auffüllen kann, bevor es an die zweite Hälfte des Anstiegs geht. Wenn man Coaraze verlässt, begibt man sich in eine höhere und zerklüftetere Bergwelt. Ein Gerücht besagt, dass dies Chris Froomes liebste Strecke der ganzen Region ist. Es ist fast immer ruhig mit minimalem Verkehr.
Die Straße fällt über 4 km ab, bevor der finale Anstieg beginnt. Irgendwo links geht ein Pfad zum verlorenen Dorf von Roca Sparviera ab, das über einen Gravel-Weg an der Nordseite des Mont Férion gefunden werden kann. Aber heute geht es um den Straßensport und die 5,5 km zum Col du Savel sind ein ernstzunehmender Test der eigenen Fitness, besonders inklusive all dem, was die Reifen heute schon gefahren sind. Schauen Sie hinauf, und sehen Sie die beeindruckenden Mauern, die die Straße mit ihren Spitzkehren auf ihrem Weg zum Gipfel halten. Von diesem Punkt an hören die meisten Leute auf die Haarnadelkurven unter sich zu fotografieren.
Oberhalb der Spitze des Col du Savel geht es für einen Kilometer bergab zum Col St Roche. Dieser Pass konnte nie so leicht in die Riege der bezwungenen Pässe aufgenommen werden. Fahren Sie rechts, um auf die schnelle Abfahrt nach Lucéram zu gelangen, einem Dorf das nicht so direkt auf einem Berg gelegen ist, sondern sich eher an den Berg anschmiegt. Es ist umgeben von Berggipfeln, die zur Piera-Cava und zum Col de Turini führen.
Vorausgesetzt Ihr Hunger nach Anstiegen, die zu den auf Bergen thronenden Dörfern führen, ist gestillt, können Sie von Lucéram aus den ganzen Weg bergab nach Nizza fahren. Für diejenigen, die mehr wollen, empfehlen wir gegenüber der Boulangerie, der Bäckerei, in L’Escarène nach links abzubiegen, um nach Grave de Peille herunterzufahren, nur um den nächsten Anstieg zum Dorf Peille zu erklettern. Dies ist ein wirklich herausfordernder Anstieg, der mit einem starken Steigungsgradient über die ersten 3 Kilometer beginnt. Allerdings ist Peille vielleicht das Dorf auf dieser Tour, das den Eintrag in „Les Plus Beaux Villages de France“, die schönsten Dörfer Frankreichs, am meisten verdient hat. Wenn der Anstieg geschafft ist, nehmen Sie sich die Zeit, um von der Hauptstraße abzufahren und einen Abstecher in die kleinen Gassen des Dorfes zu unternehmen. Irgendwo im Herzen des Dorfes befindet sich ein schöner Springbrunnen, der von Geschäften und Häusern umgeben ist, die scheinbar in der Zeit stehengeblieben sind. Gönnen Sie sich den Genuss dieses Moments. Danach können Sie zurück nach Nizza fahren.
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