Wege und Pfade

Ich war schon immer von den Wegen und Pfaden der Tiere und der Vögel, die über ihnen fliegen, begeistert. Ich habe endlose Stunden damit verbracht Vögel zu beobachten und bin den Pfaden unbekannter Tiere gefolgt, wobei ich mich immer fragte, wohin sie gehen und woher sie gekommen sind. Die Routen, die ich befahre führen oft durch gemeinsames Terrain. Die Spuren am Boden geben einen Hinweis darauf, wer hier lebt, und der Gesang in den Bäumen ist ein Geschenk der Vögel, die in ihrem Geäst leben.

Ariège ist die Heimat einer unglaublichen Vielfalt an vierbeinigen Tieren sowie Vögeln: von Wölfen über Bären bis hin zu Adlern, Geiern und einer Fülle an Tieren dazwischen. Tomás und ich schmiedeten einen Plan, unsere Liebe zur Natur mit dem Radsport zu verbinden, und so nutzen wir die Fahrräder, um unser Suchgebiet zu erweitern. Wir luden unsere guten Freunde Lucie und Lea auf eine Tour ein und nutzen dabei die Fähigkeit des Fotografen Joe (einem selbstbekennenden Süchtigen, dessen Droge die natürliche Welt ist und der ein menschliches Lexikon der Flora und Fauna von Ariège ist.) Wir suchten eine Tour durch gemischtes Terrain aus, die uns in die wildesten Gebiete der Region führt, damit wir mehr unserer heimischen Nachbarn ausfindig machen können…

Es ist ein sonderbares Gefühl wenn Ihr Ziel ein unbekannter Ort ist, den man vom Startort aus sehen kann. Wir werden uns an dieser Position befinden und dennoch für die nächsten 24 Stunden durch Ariège reisen. Wir verlassen Zero Neuf und die nördlichen Ecken der Region und fahren zu den hohen südlichen Bergkämmen, an die Spanien und Andorra angrenzen. Wir werden unsere Fahrräder fahren, schieben und tragen, wenn wir uns unseren Weg zu der Bergspitze bahnen, an der wir auf Joe treffen und eine Nacht unter den Sternen verbringen werden.

Die Topographie von Ariège ist extrem variantenreich und unsere Route beginnt auf einem breiten doppelspurigen Weg, einem Chemin, entlang des Flusses Hers. Wir bewegen uns über offenes Farmland. Dies ist Singvogelgebiet und zugleich Heimat von Rehen, Hasen, Dachsen, Ginsterkatzen, Hermelinen und Biberratten. Ein Eisvogel jagt über das Wasser, als wir vorbeifahren, während Turmfalken über uns kreisen, die dabei sind ihr Mittagessen zu suchen.

Wir machen in Mirepoix für etwas Brot und Käse halt. Das bedeutet, dass wir im Chez Lucie einkehren, einer wundervollen Fromagerie (Käserei) mit Delikatessen in der Mitte der Stadt. Nach sorgfältiger Überlegung entscheiden wir uns für einen ortstypischen „Tomme de brebis“, ein Weichkäse aus Schafsmilch und einen „Tomme de Chèvre“, einen Weichkäse aus Ziegenmilch. Wir machen unsere Mittagspause am Rande des Flusses im malerischen Dorf Camon. Das bedeutet, dass der nächste Abschnitt der Tour entlang einer stillgelegten Bahnlinie verläuft und dass mit mehr Baumbewuchs der Vogelgesang zu einem herrlichen Gemisch aus dem Gezwitscher von Mönchsgrasmücken und Nachtigallen wird.

Als wir uns den hohen Bergen nähern, fahren wir durch Weiden voller Wildblumen, während der Klang von Alauda-Lerchen die Luft erfüllt. Dies erinnert mich an die Spaziergänge mit meinem Großvater und an einen meiner Lieblings-Vogelgesänge. Nahezu überall gibt es Trampelpfade, höchstwahrscheinlich von Wildschweinen, aber die verstecken sich bei der Hitze und suchen Schutz vor der Sonne. Ich stelle mir vor, dass sie uns beobachten und sich fragen, was in aller Welt wir in ihrem Hinterhof machen.

Wir gelangen in die Schlucht Gorge de la Frau, einem altertümlichen Pfad, der Aude mit Ariège verbindet und beidseitig von 400 m hohen Kalksteinwänden umgeben wird. Dies ist ein geschütztes Gebiet und die Heimat von Steinadlern sowie von einer Menge anderer Raubvögel, anderen Vögeln, seltenen Blumen, Fledermäusen und vielen weiteren Tieren. Das ist ein „Hike with a Bike“ Gebiet, das bedeutet, dass man hier nur mit dem Fahrrad wandern kann, und so schreiten wir langsam unseren Weg die felsigen Hänge hoch, während wir unsere Bikes unsicher auf unseren Rücken balancieren. Wir befinden uns in konstantem Staunen über die Ausmaße und die Schönheit dieser Landschaft und sind unglaublich glücklich hier zu sein.

Bald schon gelangen wir in über 1 000 m Höhe auf eine prachtvolle Hochebene mit Orchideen und Schmetterlingen überall. Die Landschaft verändert sich. Unser Ziel auf der Bergspitze und das zu Hause für diese Nacht wird langsam über uns sichtbar. Überall liegen Erinnerungen herum, dass wir zwischen den wilden Tieren dieser Region herumfahren, in ihrem zu Hause und in ihrem Jagdgebiet. Wir sind die privilegierten Besucher ihrer Welt. Ein Schlangenadler segelt über uns auf der Jagd nach seinem Abendessen, während wir zum Höhepunkt der Route gelangen und zu unserem Treffpunkt mit Joe und seiner Partnerin Emilie. Es ist Zeit die Hängematten aufzuhängen, ein Bier zu öffnen und die Sonne zu beobachten, wie sie hinter den hohen Bergen an der Grenze zu Spanien untergeht.

Wie Joe schon gesagt hat, sind die bergansässigen Murmeltiere zu der Zeit auf, in der wir unseren Morgenkaffee kochen. Es ist ein Highlight dieser Reise, sie bei ihrem Sonnenbad zu beobachten. Sie sind sicherlich einzigartige Frühstücksgefährten.

Die Wege und Pfade, denen wir folgten, um diesen Punkt zu erreichen haben uns viel gegeben, und mit wachsamen Augen und Ohren wurde der Genuss Fahrrad zu fahren auf ein neues und bereicherndes Niveau gehoben. Diese Art von Erfahrung, Abenteuer und Ausflug, könne wir alle nachempfinden, wenn wir uns verantwortungsvoll in die Natur begeben.

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