Die Camargue – Zwischen Himmel und Meer

Es gibt Gegenden in dieser Welt, die Zufluchtsorte für die Natur sind und wo die Tierwelt vom modernen Leben weitgehend unberührt ist. Die Camargue ist einer dieser besonderen Orte, in denen die Spuren der Menschheit nur schwer zu finden sind.

Das Rhône-Delta bildet die Topographie dieses faszinierenden Lebensraums, einem Übergang zwischen Meer und Festland. Sein Tier- und Pflanzenleben ist außerordentlich vielfältig. Vögel sind darunter die VIPs, und rund 150.000 von ihnen ziehen hier während des Jahres vorbei. Die Camargue ist außerdem die Heimat von etwa 30000 rosa Flamingos.

Das Gebiet ist weitgehend flach, und dennoch ist ein Gravel-Bike das Vehikel der Wahl, da hier Vielfältigkeit von Nöten ist. Die Leistung pro Kilometer kann bedeutend ansteigen, wenn der Mistral oder die Tramontana weht. Das spürt man in den Beinen, Rädern und Knochen. Böen können 100 km/h erreichen. An solchen Tagen ist ein Gravel-Bike die falsche Wahl, während ein Segelboot wohl eine deutlich bessere Option darstellen würde.

Aigues-Mortes ist eine sinnbildliche Stadt dieses riesigen Gebietes. Seine mittelalterlichen Mauern trifft man inmitten des Marschlandes an, wo nur die Salzhügel der Salins du Midi den Tour de Constance, den höchsten Punkt der imposanten Stadtfestung, überragen. Die Stadt taucht erst 1248 in den Geschichtsbüchern auf, als Ludwig der Heilige angeblich zu einem Kreuzzug nach Ägypten und anschließend Palästina segelte. Er brach just von Aigues-Mortes auf.

Es ist klirrend kalt in den Gassen der Stadt an diesem Wintermorgen. Wir fahren los am Ufer des Canal du Rhône à Sète entlang. Die Sonne zeigt sich großzügiger, als die Räder Fahrt aufnehmen. Ein paar Abschnitte der Route leiten uns über Bohlenwege durch das salzige Marschland, während die hölzernen Latten unter unseren Reifen poltern. Ein Straßenzeichen signalisiert uns, dass es noch 5 km sind, bevor wir den Tour Carbonnière erreichen, einen Turm aus dem 13. Jahrhundert, während gleichzeitig die ersten Flamingos ungestört zu Duzenden in den umliegenden Tümpeln auftauchen.

Diese imposanten Vögel bilden eine beeindruckende Ansicht. Sie ernähren sich nur von kleinen Organismen. Der Flamingo verbringt die meiste Zeit mit dem Kopf unter Wasser und zieht seine charakteristischen Kreise, während er nach Snacks sucht. Mit seinem hakenförmigen Schnabel filtert der Flamingo das Salzwasser, das er aufnimmt, indem er seine Zunge benutzt, um den Schlamm aus seinem Schnabel zu spülen und nur das zu behalten, was er essen mag.

In der Nahrungsaufnahme liegt das Geheimnis seiner Farbe: Die Pigmente von Artemia Salina, dem Salinenkrebschen und Dunaliella Salina, einer pinken Alge gelangen in Haut und Federn der Flamingos und verleihen ihnen ihre charakteristische Farbe. Ihre Formationsflüge über das Marschland sind atemberaubend. Diese wundervolle Show benötigt viel Zeit und ist eine verlängerte Pedalpause wert, um in der Schönheit der Umgebung zu versinken, bevor es weitergeht.

Die letzten Kilometer der Runde, die auf dem Computer als etwas über 60 Kilometer angegeben wird, bringt uns zurück zum Ausgangspunkt der Route. Als der Horizont anfängt orange zu werden, machen wir am Strand halt, um die Sonne im Meer versinken zu sehen.

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