Riviera Gravel #4 – L’Estérel
Die Route des Cols ist ein schlecht gehütetes Geheimnis unter den anderen Sportdisziplinen, die ihre Narreteien im Estérel Nationalpark betreiben. Mit einem solchen Namen muss es sich hier bestimmt um ein Paradies für Radsportler handeln.
Col de Théoule, Col des Trayas, Col de la Cadière, Col des Trois Termes, Col des Suvières, Col de l'Aire de l'Olivier, Col de l'Essuyadou, Col du Mistral, Col du Baldou, Col du Perthus.
Es klingt vielversprechend, und alles auf Schotter.
Grüne Wälder, roter Schotter und blauer Himmel. Das Estérel-Massiv ist ein autofreier Tummelplatz, der wie ein Sandwich vom Mittelmeer und dem Kalksteinfels der Provence umgeben ist. Es war einst Teil von Afrika, daher findet man die Notre-Dame Afrique Statue in diesen Hügeln - als Denkmal für die gefallenen afrikanischen Kameraden. Wenn man an den Faltungen in der Mitte des Parks ankommt, fühlt man sich wie in einer anderen Welt – ein starker Kontrast zu den eher alpinen Bergen im Osten und Norden Nizzas.
Die Fahrt beginnt in Théoule-sur-Mer etwa 42 km entfernt von Nizza. Die Rundtour ist 65 km lang, deshalb nimmt man wohl besser den Zug, um dorthin zu gelangen. Das ist es wert.
Von Théoule ist es nur ein Katzensprung nach Port de la Rague, bevor man rechts von der Bord de Mer ab auf die Gravel-Strecke mit dem Namen Piste de la Cadière fährt. Die ersten Serpentinen besitzen ein paar steile Rampen. Wie der Name und die Liste der Bergpässe schon andeuten, kommt die Rundtour einer Achterbahn gleich mit Höhen und Tiefen, während sie Kreuzungen doppelspuriger Waldwege durchquert. Für Besucher ist es definitiv das Beste sich den entsprechenden GPS-File herunterzuladen und ihm zu folgen.
Als Bestandteil der nationalen Forstwirtschaft von Esterel gibt es zwei Maisons Forestiere, zwei Waldhäuser, in denen die für den Erhalt der schönen Umgebung verantwortlichen Beamten ihren Sitz haben. Auch liest man hier den Warnhinweis: „Beware Of Alligators!“- „Vorsicht vor den Alligatoren!” Zu der Zeit als das Schild entstand, ist man allerdings noch keinem Alligator in der Umgebung des Hauses begegnet.
Die Forstwirtschaft hegt hier mediterrane Kiefern, Kastanien, Hainbuchen fig und Olivenbäume. Dazwischen mischt sich die traditionelle Mimose, die sich von den kontrastierenden, importierten tropischen Freunden, wie etwa dem Eukalyptus aus Australien, abhebt. Dies ist ein ordentlicher Ausflug in die Natur.
Allerdings muss dieses Pflanzenleben bei der extremen Hitze im Hochsommer geschützt werden. In Kombination mit dem Mistral ist das Brandrisiko sehr hoch, sodass jegliche Art des Feuermachens das ganze Jahr über verboten ist. Im Juli und August muss man sich nach den von den Rettungsdiensten veröffentlichten Warnhinweise erkundigen, bevor man den Park betritt.
Bei der Abfahrt entlang der Seen zum südlichen Abschnitt der Rundtour erhascht man Blicke über das funkelnde Mittelmeer, die Sie in Versuchung bringen könnten zurück zur Küste zu fahren. Auch gibt es immer Möglichkeiten an der westlichen Seite den Park zu verlassen. Bleiben Sie aber auf dem Rundweg und die treffend benannte Piste Castelli führt Sie zurück nach Théoule. Einer der seltenen flachen und schnellen Abschnitte führt Sie zurück nach Osten zum Col du Mistral, der Sie zum Col de Baladou leitet, welcher wiederum zum Col des Suvières und schließlich zurück zum Maison Forestiere, dem Waldhaus, führt. Die Route macht wirklich ihrem Namen alle Ehre.
Wenn man sich erst einmal zurück zum Maison Forestiere Trois Termes hochgearbeitet hat, ist alles, was noch übrig bleibt, die Fahrt über den Bergkamm, vorbei an Rocher des Monges und die Talfahrt zurück an die See für einen Sprung ins Wasser. Vielleicht gönnen Sie sich noch einen Apéro und nehmen den Zug zurück nach Nizza. Es sei denn, Sie haben genug Energie über für eine Tour zurück.
Lesen Sie mehr über die abgelegenen Strecken in der Gegend von Nizza in unserer Rubrik Riviera Gravel!
