Was in aller Welt ist Gravel: Das Café du Cycliste Gravel Team bei den UCI-Weltmeisterschaften

Wird die Frage „What is Gravel?“, wohl im Nachspiel des allerersten Weltmeisterschaft-Gravel-Rennens von UCI geklärt werden? Viele, die an diesem Eröffnungsrennen teilnehmen, mögen vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde einen flüchtigen Blick darauf geworfen haben, was Gravel wirklich ist, ähnlich dem flüchtigen Moment der Klarheit, den Alkoholiker erfahren. Vielleicht ist auch das Bild etwas klarer geworden. Fahren Sie jedoch bitte nicht unter Alkoholeinfluss, besonders dann nicht, wenn Sie Ihre Nation vertreten!

Die Siege von Pauline Ferrand Prévot und Gianni Vermeersch verliehen Gravel den nötigen Hauch von Aristokratie, um diese Disziplin in der Welt des Radsports zu etablieren. On-Off-Road-Racing kann der absolut neuste Schrei für Profi- sowie Amateur-Radsportler werden.

Nach dieser ersten Weltmeisterschaft, wird Gravel die ersten dreckbespritzten Gesichter einem allgemeinen Publikum präsentieren, während die Zeiten, in denen man noch mit 25mm-Reifen auf Feuerschneisen fuhr, lange her zu sein scheinen. Gravel-Bikes, Gravel-Ausstattungen sowie Gravel-Teams und vieles mehr existieren nun in der Welt des Radsports.

In seiner UCI-Form erscheint Gravel eher als eine leicht hüglige Route auf teilweise unbefestigten Straßen ohne jegliche ernste technische Herausforderung. Aber gibt es beim Sport jemals Wettbewerbsgleichheit? Jedenfalls nicht beim Radrennen.

Diese von UCI gesteckte Route ist kürzer als ein durchschnittlicher Gravel-Kurs und ähnelt eher einem Sonntags-Ausflug aufs Land für die ganze Familie. Weit entfernt vom Format der großen Abenteuerrennen, die den Ruf von Gravel geprägt haben, weit entfernt von den Qualifikationsläufen dieser Weltmeisterschaften. Vielleicht ging es darum, die Profifahrer anzuziehen, die an diesem Sonntag zum größten Teil Rennräder fuhren, die mit Reifen ausgestattet waren, die kaum größer waren als sonst. Vielleicht lag es einfach daran, dass jeder einen schönen leichten Saisonabschluss verdient hatte. Sicherlich war es der Preis, den die breite Öffentlichkeit dafür zahlte, dass die TV-Motorräder problemlos auf der Strecke fahren und das Rennen filmen konnten.

Für das Café du Cycliste Gravel Team markierte diese Weltmeisterschaft den Höhepunkt einer ersten, exzellenten Saison. Unsere Kriegerinnen haben sich alle mit Fahrkunst, Herz und Bescheidenheit qualifiziert. Sie stiegen während der Auswahlrunden in die Arena hinab, kämpften mit all dem Engagement und der Tapferkeit, die wir von ihnen kennen, um den Schlüssel zu erhalten für die Teilnahme an diesem venezianischen Finale.

Annabel Fisher, die sich für einen Großteil der Strecke neben der Französin hielt, die zur ersten Weltmeisterin gekürt wurde, verlässt das Rennen bei Kilometer 101 aufgrund einer Reifenpanne. Danielle Larson, Lydia Iglesias Bares, Maria Ögn Guðmundsdóttir gaben in ihren jeweiligen Kategorien ihr Bestes, und das Podium lag knapp vor der Nase von Lydia, der spanischen Fahrerin des Teams von Café du Cycliste.

Zur gleichen Zeit, als das Rennen in Venetien offiziell abgehalten wurde, fanden an anderen Orten, weit Weg von Spotlights und Fernsehaufnahmen Gravel-Touren statt. Freundesgruppen entschieden sich für spontane Radtouren auf der Straße und jagten einander auf holprigen Wegen, lachten, litten und fühlten sich frei. Andere, die auf der Suche nach Abenteuern waren, beluden ihre Räder, um auf tagelangen Touren Bergpässe und Grenzen zu überqueren.

Mehr als denn je übernimmt Gravel weitere Dimensionen, die über Regelwerke und Reifenregularien hinausgehen. Auch eine Weltmeisterschaft wird das nicht ändern. Folglich bleibt die Frage „Was ist Gravel?“ unbeantwortet.

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