BENEDICT CAMPBELL – RADSPORT-FOTOGRAF


Der Fotograf, Filmemacher sowie bildende Künstler Benedict Campbell wollte Radprofi werden, bevor er seinen Lebensunterhalt mit der Fotografie verdiente. Benedikt hat vor Kurzem mit Café du Cycliste zusammengearbeitet, und seine Liebe zum Radsport bildet im Großen und Ganzen die Basis seiner kommerziellen und persönlichen Arbeit. Kreativität ist für ihn untrennbar mit einem Leben auf zwei Rädern verbunden, und hier erläutert er, wie der Radsport der Schlüssel zu Fitness und Produktivität ist.


Wie lange betreibst du bereits Radsport?

Ich fahre schon sehr lange, ungefähr seit 42 Jahren. Ich habe mit 12 Jahren angefangen, Rennen zu fahren, und als ich Junior war, wollte ich Profi werden. Zur gleichen Zeit begann ich, mich mit der Fotografie zu beschäftigen. Mein Traum war da immer noch, Radsportprofi zu werden. Dann hatte ich jedoch einen Motorradunfall und hätte fast mein Bein verloren. Meine Verletzung bedeutete, dass ich nicht auf dem Niveau mithalten konnte, das notwendig war, um professionellen Radsport zu betreiben. Ungefähr zu dieser Zeit, im Alter von 17 Jahren begann ich ernsthaft mit der Fotografie.

Wie hast du die Fotografie für dich entdeckt?

Meine Eltern waren Architekten, und mein Vater fing mit der Fotografie architektonischer Motive an. Folglich war ich zu Hause von Kameras umgeben, und wir hatten dort auch eine Dunkelkammer. Ich wusste, dass dies etwas war, das ich tun wollte, sowohl als praktische als auch als künstlerische Beschäftigung. Ich bin inzwischen seit über 35 Jahren kommerziell als Werbefotograf tätig und habe in der Fahrradbranche als Teamfotograf und Werbefotograf für Marken wie Café du Cycliste gearbeitet. Ich habe auch Filme gemacht, darunter die Fahrraddokumentation „For the Love of Mud“ über Cyclocross und Filme über Motorradkultur, darunter „Café Cowboy“, über einen Motorradbauer namens Dustin Knott.

Wie fährst du heute?

Vor der Pandemie bin ich unter der Woche vielleicht dreimal 50 Kilometer gefahren, auf einer Mischung aus entweder Straßen oder Offroad-Strecken. An den Wochenenden kam dann noch eine über 100 km lange Tour hinzu. Allerdings bin ich nach der Pandemie nur ein- bis zweimal pro Woche gefahren. Ich komme aber allmählich zurück zu meinen alten Tourgewohnheiten. Ich fühle, dass ich für mein eigenes geistiges Wohlbefinden fahren muss. Es macht mich glücklich. Ich bereue es nie, gefahren zu sein, egal bei welchem Wetter, und in England haben wir sehr schlechtes Wetter ... Auch wenn es stark regnet, komme ich mit einem guten Gefühl zurück und bereue es nie. Es ist schwer, bei schlechtem Wetter raus zu kommen, allerdings ist es immer gut.

Im Winter fahre ich in England ein Cyclocross-Rad mit Cyclocross-Reifen und im Sommer ein Gravel-Bike. Ich denke beim Gravel oder Offroad-Fahren sind die Routen kreativer.

Wie funktioniert Radsport und Kreativität für dich?

Man denkt mehr über die Routen nach, und man entdeckt nahezu eine Schönheit in der Route, die man mitsamt der Vielfalt der Wettervariationen wählt, welche man sieht und erlebt. Ich finde, Radfahren ist manchmal der beste Weg, um Objekte visuell zu erkennen. Wenn Sie gehen, können Sie nicht die gleiche Strecke zurücklegen, und wenn Sie Auto fahren, können Sie nicht dann anhalten, wenn Sie wollen. Ziemlich oft, wenn ich nach Aufnahmeorten in einer Stadt oder irgendwo suche, fahre ich mit dem Rad herum und finde Plätze, habe dazu Ideen und protokolliere sie dann. Der beste Weg ist, mit dem Fahrrad zu fahren. Ich finde das sehr nützlich.

Ich denke, wenn es um Kreativität geht, bekomme ich mehr Einfälle, wenn ich im Gelände fahre. Bei diesen Offroad-Touren habe ich mehr Zeit zum Nachdenken. Beim Straßenfahren neige ich dazu in Gruppen zu fahren, die entweder ein sehr schnelles Tempo vorgeben oder mich in eine Unterhaltung verwickeln. Wenn ich jedoch im Gelände fahre, nehme ich die Natur auf, ich nehme die Route mehr wahr, und dann denke ich über Dinge nach.

Normalerweise, wenn ich eine Blockade meiner Kreativität erfahre, hilft mir eine Offroad-Tour mit bestimmten Freunden dabei, Dinge zu sehen und mich zu entspannen. Das steuert wirklich meinem kreativen Fluss bei. Ich finde es fantastisch, einfach nur in der Natur zu sein und Sachen zu erleben. Manchmal bringe ich eine kleine Kamera mit, allerdings finde ich, es wirkt zu schnell wie Arbeit. Manchmal möchte ich lediglich die Objekte, die ich sehe, für mich behalten und mich nicht darum kümmern, Fotos zu machen, sondern einfach nur fahren. Jedoch hängt das von meiner Stimmung ab, und ich meine, dass heute jeder auf seinen Touren Fotos schießt.

Meine liebste epische Fahrt, die ich gemacht habe, ist die Rallye Turin-Nizza. Die Aussichten sind außergewöhnlich und nur mit dem Fahrrad erreichbar. 750 Kilometer epischer Landschaften. Es ist so abwechslungsreich. Es geht nicht darum, es schnell zu tun. Nehmen Sie sich Zeit und betrachten Sie Ihre Umgebung. Allerdings werde ich wohl nächstes Mal nicht im Biwak übernachten, sondern ihn wahrscheinlich das eine oder andere Mal mit ein paar Hotels austauschen …

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